Wie bei kaum einer anderen Sportart ist beim Segeln das Denken der Menschen von falschen Vorstellungen behaftet, oft von der Werbung für falsche Klischees benutzt. Wie dieser Satz: Segler sind immer gut gelaunt und lächeln immer (laut Werbung). Be sprechung überflüssig. Oder dies: Segler sind reiche Playboys. Der Hintergrund: Wer hat noch nie in Illustrierten / Filmen / Plakaten / Werbeprospekten, einen gut gekleideten Schönling am Ruder einer Hochseejacht gesehen, in einer Hand das Glas Whisky, die andere lässig um eine attrakti ve Frau gelegt? Mit welcher Hand steuert dieser Seemann eigentlich? Nicht zuletzt wegen dieser Klischees schreibe ich diesen Bericht. Kein Klischee ist allerdings die Tatsache, daß den Seglern das Boot, das sie gerade besit zen oder fahren, immer zu klein ist. Beziehungen zu ihrem Boot sind für Segler keine Ehen (alten Typs ), in denen Unauflöslichkeit und persönliche Verpflichtung zueinander im Vordergrund stehen. Vielmehr ist eine solche Paarung zunächst einmal eine Zweckbezie hung.  Eignergemeinschaft: Zwei oder mehr Personen haben sich auf Zeit zusammenge schlossen um in gemeinsamer Anstrengung ein bestimmtes, überwiegend hochgestecktes Ziel zu erreichen, meistens ein größeres Boot. Über diese Tatsachen waren Paul und ich uns auf jeden Fall klar, als wir beschlossen, wir brauchen ein größeres Boot. Unsere Neptun 24 war für das Steinhuder Meer ja ein großes Boot. Aber im Ysselmeer oder gar Nordsee einfach zu klein. Also verkauften wir die Fatamorgana und kümmerten uns um den Neuerwerb. Mindestens 30 Fuß sollte es haben. Es wurde die Prinzeß 30, die in Bremen lag. Für uns leicht erreichbar und in dem Preissegment, das wir uns vorgestellt hatten. Princess 30   8,75 x 2,75 x 1,30 m Nach den ärgsten Frösten des Winters verlegten wir das Boot nach Hasenbühren. Ein Wassersporthafen an der Weser, vor der Stadt Bremen. Hier haben wir unser neues Boot renoviert, das heißt alles nachgesehen, ergänzt und zusätzliche Sicherheitseinrich tungen eingebaut. Vom Funkgerät bis zur Rettungsinsel oder Rettungsboje. Der Diesel motor gewartet und ein dreibeiniger Träger für ein Radargerät  im Heck aufgebaut. Das dazu gehörige Radargerät hatten wir allerdings noch nicht installiert,aber dazu noch einen Go nio Funkpeiler eingebaut. Das Boot war für eine Überführungsfahrt gut ausgerüstet. Denn eins war klar, das Boot musste ins Ysselmeer. Man darf beim lesen dieses Berichts, nicht vergessen, daß wir 1977 noch keine GPS Navigation hatten und ganz auf die alten Navigationsverfahren angewiesen waren. Also  terrestische Navigation, wo die Positionsbestimmung in Küstennähe anhand von Landmarken (markanten Punkte an Land), und sonstigen Seezeichen erfolgt. Und die Koppelnavigation, da wird die laufende Ortsbestimmung aus Kurs und Geschwindigkeit ermittelt. Am 18.05.1977 wird die Windflower, so heißt das neue Boot inzwischen, von Paul und Gi sela nach Bremerhaven überführt. Am nächsten Tag kommt die übrige Mannschaft. Das sind mein bester Freund Ludwig, der schon einige Segelerfahrungen hatte, aber noch nie auf der Nordsee gesegelt war. Mein Bruder Rudi, der erst seit kurzem wieder zu Hause ist und ein paar Jahre als Seemann auf allen Meeren fuhr. Nur hatten diese Schiffe, nichts mit einer kleinen Segelyacht zu tun. Paul als Skipper hatte schon einige Erfahrungen auf Nord- und Ostsee. Ich selber bin auch schon auf der Nordsee gesegelt, aber hauptsächlich war das Ysselmeer mein Revier  Ich hatte aber alles gelesen, was Fachbücher und Se gelzeitschriften über dieses Hobby hergaben. Nur muss ich noch erwähnen, dass ich eigent lich überlegt hatte überhaupt mit zu fahren, weil ich seit einem Jahr an einem Schulter – Arm Syndrom litt, und ich nicht wusste, ob ich für so einen Turn vielleicht überfordert war. Die Wettermeldungen gaben Grund zu der Annahme einen schnellen Turn bis zu un serem ersten Ziel, der holländischen Insel Terschelling, zu haben. Es ist Wind aus öst lichen Richtungen in der Stärke 6-7 voraus gesagt. Das ist für uns ein Kurs überwie gend achterlich bis raum. Obwohl man normal bei 6-7 Windstärken mit einer kleinen Sege lyacht nicht mehr ausläuft, beruhigte uns die Aussicht den Wind  von achtern zu haben. Der bringt uns ja direkt zu unserem Ziel. Außerdem sind wir der Ansicht, dass wir ein gu tes Boot haben und es ist sehr gut ausgerüstet. Wir ziehen unsere Segeloveralls über, ziehen die Stiefel an, legen die Lifeleinen an und halten die Rettungswesten parat. Es sollte aber nicht lange dauern, bis Paul uns sagte, dass wir alle  die Rettungswesten anlegen sollen   Um 15 Uhr fahren wir im Yachthafen von Bremerhaven ab, um rechtzeitig in der Hafenausfahrt zu sein, um das ablaufende Wasser zu nutzen und im Rücken zu haben. In das Großsegel haben wir zwei Reffs gebunden und mit kleiner Fock haben wir mehr als genug Segel, um bei dem Wind volle Fahrt zu machen. Aus dem geschützten Hafen kom mend, packt uns der Wind mit brutaler Kraft. Unsere Fahrtrichtung beschert uns zu nächst einen Raumschotkurs an den grünen Tonnen des Fahrwasser entlang, allerdings außerhalb der Schifffahrtsstraße. Auf diesem Kurs schießt das kleine Boot vorwärts, als müssten wir noch heute unser Ziel erreichen. Wir sind noch in Landschutz und deshalb sind die Wellen noch nicht so hoch. Das Wasser zieht unter unserer Yacht durch, weiße Gischt rauscht an der Fußreling vorbei - fast sieben Knoten zeigt das Sumlog an! Das ist schon über der theoretischen Rumpfgeschwindigkeit. Es ist das erste Mal, dass wir die Prinzeß 30, auf der Nordsee, in immerhin 6-7 Windstär ken erleben und wir haben ein gutes Gefühl. Langsam kommen wir aus der Landabde ckung heraus und der Seegang wird höher. Wir müssen unser Boot aus Polyester, Holz , Stahl, Tauwerk und Segel bestehend, zwin gen unserem Willen zu gehorchen. Wir müssen es verstehen, den Wind so zu nutzen, dass unser Fahrzeug uns zum Ziel bringt. Wie müssen über Gezeiten, Seegang, Strömun gen und Barren, über Fahrrinnenbetonnung und Tag und Nacht Signale Bescheid wissen, in der Wetterkunde bewandert und vertraut sein mit der Besonderheit unseres Boo tes. Sollten das die Dinge sein, die uns herausfordern? Je weiter wir uns von der Landdeckung entfernen, um so höher wird der Seegang. Da zeigt  es sich auch, dass unsere Princess mit diesen Wellen nicht so gut fertig wird. Un sere rauschende Fahrt wird immer geringer, weil uns die hohen Wellen bremsen. Das Wasser spritzt permanent vom Bug ins Cockpit. Wenn es heftig kommt, donnern ganze Fontänen mir ins Gesicht. Man kann die Augen nicht rechtzeitig schließen, und das salzi ge, kalte Wasser lässt diese brennen wie Feuer. Das fängt ja gut an. Wir fahren entlang der grünen Tonnen, immer außerhalb der Seefahrtstraße, aus der We sermündung hinaus. Bis zur grünen Tonne H Reede. Hier setzen wir einen neuen Kurs ab, auf das Jadefahrwasser vor Wangerooge auf die grüne Tonne 17.  Nun müssen wir das Fahrwasser  queren. Das sollte immer so schnell wie möglich passieren und auf keinen Fall darf die Berufsschifffahrt im Fahrwasser behindert werden.  Da das Fahrwasser hier nicht so breit ist, sind wir schnell durch. Nun haben wir die Insel Wangerooge an backbord  Unser neuer General Kurs ist West. Inzwischen ist es dunkel geworden und wir sehen die Lichter an Land von Wangerooge. Der Wind kommt jetzt direkt von hinten. Bei den hohen Wellen und dem achterlichen Wind ist unser Boot enorm am „geigen“. Ich bin am Ruder und habe große Mühe das Boot nach jeder Welle wieder auf Kompasskurs zu bringen. Vor achterlichem Wind lau fend, wenn segeln die reinste Freude ist, tendiert man dazu, zunehmende Wind nicht ernst zu nehmen. Diese Gefahr besteht hier nicht. Wir spüren den zunehmenden Wind an dem immer höher werdenden Seegang. Es ist beängstigend, wenn am Heck die Brecher zu hören sind. Die Windflower wird regelrecht angehoben und dann geht es bergab, so an die fünfzig bis hundert Meter ins Wellental und dann kommt die Nächste Welle  und wieder stürmt unser Boot vom Wellenberg ins Tal. Gut das die höchsten Wellen nur gelegentlich kom men. Ludwig behauptet, es wäre jede siebte Welle. Dabei versuche ich immer wieder den Gene ralkurs Westen einzuhalten. Ein paar mal, als ich nicht aufmerksam genug bin, packt uns so eine Welle und das Boot läuft aus dem Ruder. Die Windflower luvt an und legt sich auf die Seite. Der dabei entstehende Ruderdruck ist sehr groß. Was ist, wenn das Ruder bricht? Das wäre bei dem Wellengang und dem Wind die Katastrophe. Alle sind auch im Cockpit angegurtet und halten sich nur noch fest. Gischt und überkommendes Wasser läuft oft badewannenweise über das Deck bis in die Plicht. Schnell ist alles mit einer Salzkruste überzogen. Durch die heftigen Bootsbewegungen ist unter Deck ein Chaos entstanden. Die Schubla den und Luken sind aufgerissen und der Inhalt verstreut sich im Salon. Nur Ludwig und Rudi sind in der Lage sich dort aufzuhalten. Paul und ich werden dort un ten gleich Seekrank. Das behindert unsere Navigation etwas. Denn Paul kann sich nicht unten an die Seekarte setzen. Das muss Ludwig machen und Pauls Anweisungen ausfüh ren. Wir fahren in die dunkle Nacht hinein. Unsere Positionslampen sind an und wir können so von anderen Fahrzeugen erkannt werden. Ludwig und Rudi sind zum Ausguck be stimmt und müssen nach vorn Steuerbord und Backbord Ausschau halten, denn es be steht die Gefahr, dass Fischereifahrzeuge unseren Kurs kreuzen. Unsere Position ist unsicher. Wir haben nur unseren geplot eten Ort. Darauf kann man sich bei dem Wetter nicht mehr sicher verlassen.  Wir sichten keine Tonnen oder Seezeichen, die unsere Position bestätigt hätten. Zwei Stunden später entschließt sich Paul uns Gewissheit zu verschaffen. Nördlich von uns verläuft die Seefahrtstraße, die gut mit Leuchttonnen versehen ist. Er sagt mir, dass ich im spitzen Winkel darauf zufahren soll. Dazu musste ich einen etwas nördlicheren Kurs nehmen. Durch den hohen Seegang sind die Leuchttonnen nicht so schnell auszuma chen. Aber die Richtung ist klar und wir werden sie schon irgend wann sichten. Aber nach einer Stunde haben wir dann ein überraschendes Erlebnis. Plötzlich ist vor uns auf unserem Kurs eine riesige Wand. Mit dem Handscheinwerfer können wir es dann erkennen, es ist ein großer Frachter, der offenbar auf Reede liegt. Seine Ankerlichter ha ben wir nicht gesehen, weil sie für uns viel zu hoch sind und die hohen Wellen unsere Weitsicht behindern. Schnell drehen wir ab, um uns von dieser Gefahr frei zu segeln. Nach einiger Zeit ist eine Tonne des Schifffahrtsweges erreicht. Wir zählen ihre Lichterkennung aus und können sie so identifizieren. Nun haben wir wieder eine sichere Position. Paul bestimmt einen neuen Kurs und ich gebe mir Mühe ihn einzuhalten. Der Wind und Seegang hat sich nicht verändert. Wir haben uns aber inzwischen besser darauf eingestellt. Irgendwie muss ja auch mal jemand schlafen. Paul schickt abwechselnd im Stundentakt einen von uns nach unten, der versuchen soll etwas zu schlafen. Gegen Morgen komme ich dran. Paul übernimmt das Ruder. Ich gehe nach unten. Hier ist ein fürchterliches Getöse und Gekrache. Wenn das Boot mit hoher Fahrt von der Welle herunter schießt und in die nächste Welle kracht, gibt es einen lauten Knall und einen fürchterlichen Ruck. Wie soll man dabei schlafen? Nach dem ich mich in einer Koje verkeilt habe, schlafe ich tatsächlich nach einer Weile ein. Ich bin wohl müde genug. Immerhin habe ich mehr 10 Stunden am Ruder gestanden und habe mit dem Sturm gekämpft. Irgendwann werde ich gerüt telt und werde wach. Ich muss pinkeln. Mir ist klar, dass das nicht über die Reling geht. Also auf unsere Bord toilette. Das ist natürlich ein ganz besonderes Erlebnis. Erst mal muss alles ausgezogen werden. Erst die Rettungsweste, Lifegurt und dann den Overall. Bei alle dem muss man sich ständig fest halten um nicht quer durch den Salon zu fliegen. Die Schwierigkeit kommt aber dann, wenn man sich von der Toilette erhebt, um die Hose hoch zu ziehen muß man mit beiden Händen anfassen. In diesem Moment kann man sich nicht festhal ten. Das Boot macht eine Satz und ich krache mit dem Kopf an die Holzverkleidung. Später konnte mein Kopf viel von dieser Prozedur erzählen, die man wie verständlich, ja öfter durchmachen musste.   Ich gehe wieder hoch und sehe, dass der Morgen graut. Nach einigen Instruktionen, über nehme ich wieder das Ruder. Paul geht nach unten. Südlich Achteraus sehen wir das Leuchtfeuer von Wangerooge. Dann ist die Insel backbord von uns Spiekeroog. Offenbar läuft uns jetzt die Strömung entgegen. Dadurch werden die Wellen noch höher und vor allem steiler.  Wellentürme erheben sich wie bedrohliche Monster. Das Segeln gleicht einer wilden Achterbahnfahrt. Als Steuermann muss man auf der Hut sein und die gefährlichen, brechenden Wellenkämme nach Möglichkeit aussteuern. Das Boot arbeitet sich Meter für Meter hinauf, durchschneidet den schäumenden Kamm und braust auf der anderen Seite ins Wellental hinab. Der Druck auf das Ruderblatt ist enorm, und ich muss mit beiden Händen und allen verfügbaren Kräften gegen halten um nicht in den Wind zu schießen. 
Mit aufgerissenen Augen sehe ich die nächste heranrol lende Welle und schätze die Stelle ab, wo ein Schneiden des Kammes am günstigsten er scheint. Die achterliche See bringt zwar im allgemeinen das Schiff, ähnlich wie Rücken wind, schneller voran, ist aber nicht ohne Risiken. Bei starkem Seegang kann sie nämlich, abhängig von Schiffsgröße und Geschwindigkeit, gefährlich werden, da sie die Lage des Schiffs im Wasser destabilisiert. Große Wellen können das Schiff „überlaufen“, also das Bootsdeck überspülen, oder das Heck anheben und das Schiff mit dem Vorderteil voraus, in die nächste Welle hinein, unter Wasser drücken. Durch die Bewegung des Wassers, wird das Ruder von hinten angeströmt und hat so keine Wirkung mehr, das Schiff ist nicht mehr steuerbar. Paul und ich haben uns auf eine besondere Steuertaktik geeinigt. Ich fah re die Welle schräg hinunter, und die nächste auch schräg in die andere Richtung wieder hinauf. So bringe ich etwas Geschwindigkeit aus der Fahrt. Ich muss nur sehen, dass ich den grundsätzlichen Kompasskurs einhalte. Gelegentlich steigt aber eine von den achterli chen Seen in unser Cockpit ein. Dann ist plötzlich das halbe Cockpit überflutet. Gott sei Dank fließt es aber ziemlich schnell durch die großen Lenzrohre wieder ab. Uns wird allen klar, dass wir nun in einen ausgewachsenen Sturm geraten sind. Mit dem Begriff "Sturm" wird viel Schindluder getrieben. Sieben Windstärken sind für ein kleines Fahrtenboot richtiger Sturm, für eine 16 Meter lange Segelyacht eine harte Brise. Nach meinen Recherchen im Wetterarchiv, hatten wir für den 20.05. im Bereich Nordsee etwa 8-9 Windstärken. Das war für unser kleines Boot schon eher im Bereich Or kan. Plötzlich kommt Paul wieder an Deck. Sein Gesicht ist kreidebleich. Er hat sein Seemannsmesser in der Hand und wir erschrecken. Er klappt das Messer auf und sagt zu Ludwig:“Schneide mir einen Schlitz in die Hose, ich muss pinkeln und das Abenteuer auf der Toilette mache ich nicht mit“.  Ludwig macht sich an die Arbeit. Das Messer ist sehr scharf und bei der heftigen Schiffsbewegung, könnten sehr schnell edle Teile verletzt werden. Paul wäre nicht der Erste gewesen, der beim Pinkeln über die Re ling, über Bord, gegangen wäre. Deshalb wurde er sorgsam angeleint und zusätzlich festge halten. Es gelang und Erleichterung hatte nicht nur Paul, wir sind froh, dass nichts pas siert ist. Im Laufe des Vormittags traut sich Ludwig etwas Essen im Salon zu erwärmen. Wir haben einen Spirituskocher, der ziemlich fest in seiner Mulde steht. Ludwig findet eine Dose, von der er annimmt,  dass Eintopf drin ist. Man konnte nicht sicher sein, denn die Etiketten haben sich abgelöst. Er findet sogar einen Dosenöffner. Der Spirituskocher brennt und er nimmt einen großen Kochtopf, von dem er glaubt, dass der Inhalt, trotz der heftigen Schiffsbewegung, drin bleiben könnte. Irgendwann reicht er den Topf mit vier Löffeln ins Cockpit. Gemeinsam essen wir den warmen Eintopf. Ich meine, es ist eine ganz besondere Leistung von Ludwig. Keiner hätte es sonst gekonnt. Es tut allen sehr gut. Die Situation mit dem Seegang und dem Wind hat sich nicht verändert. Die ostfriesi schen Inseln liegen in guter Sichtweite, an unserer backbord Seite. Ein paar Mal gelingen uns Peilungen auf Leuchttürme und andere Seezeichen. So das wir jetzt eine relativ siche re Position haben. Plötzlich meldet Rudi, dass im Salon Wasser steht. Etwa 5 bis 10 cm hoch. Es ist nicht gerade Panik, was uns durchfährt, aber  große Unsicherheit. Woher kommt das Wasser? Wir beginnen sofort zu pumpen. Paul ordnet an mit einem Peilstab unten im Salon die Wasserhöhe zu prüfen, damit wir unsere Pumperfolge messen können. Es senkt sich erst etwas ab, aber dann kam die Nachricht, dass es wieder etwas gestiegen ist. So muss im Wechsel ständig gepumpt werden. Die Pumpe  kann vom Cockpit aus bedient werden. Ich beteiligte mich nicht an diesen Dingen, denn ich habe mit dem Steuern des Bootes ge nug zu tun. Unsere am Heckkorb angebrachte Rettungsinsel sprang durch die ständigen Seen, die sie immer wieder anhoben, aus ihrer Halterung. Sie wurde gegen eine Decksklampe ge schleudert und erhielt dadurch ein Loch in der Außenhülle. Die Rettungsinsel wird in die Halterung zurück gedrückt und zusätzlich mit einem Tampen gesichert. Wir stellen auf Grund unserer Navigation fest, dass unsere Geschwindigkeit über Grund nicht mehr als 3-4 Knoten ist. Die Wellen, in die wir immer wieder hinein knallen, stoppen das Schiff abrupt und wir stehen, bis wir einen neuen Anlauf auf den nächsten Wellenberg nehmen. Dazu kommt der entgegenlaufende Strom. Inzwischen haben wir die letzte ostfriesische Insel Borkum vor uns. Als sie querab liegt, ist es schon wieder dunkel geworden. Wir können das Leuchtfeuer von Borkum identifizieren. Uns ist klar, dass der Kampf mit dem Seegang und dem Wind, in der Nacht nicht leichter werden wird. Auch macht das eingedrungene Wasser, welches Gott sei Dank nicht weiter ge stiegen ist, uns Sorgen. Wir gehen mit einer sicheren Position in die Nacht hinein. Ein paar mal bekommen wir Tonnen zu Gesicht, die wir gleich für unsere Kursberichti gung nutzen. Nur kann ich den Kurs halten? Ich gebe mir alle Mühe. Manchmal, wenn das Boot die Welle hinunter fährt und in den nächsten Brecher donnert, gibt es einen sol chen Knall, dass man glauben kann, das Schiff sei auf Beton aufgeschlagen. Meine Kameraden wollten mich am Ruder ablösen. Paul sagt aber: „Nein, der Jürgen fährt weiter. Er hat von uns allen die meiste Erfahrung beim Steuern gesammelt.“ Nach einer Stunde übernimmt Paul das Ruder und schickt mich nach Unten. Wie sollte ich hier schlafen? Das Wasser schwappte auf dem Boden und der Lärm ist noch lauter geworden. Wiederum klemme ich mich in der Koje fest und es dauert sehr lange bis ich einschlafe, begleitet von wilden Träumen. Zwei Stunden lässt man mir. Dann kommt Ludwig und weckt mich. Natürlich muss ich wieder die Prozedur auf der Toilette durchstehen. Ludwig zeigt mir meine Fototasche, die mit meiner Ausrüstung im Wasser schwimmt. Er dachte wohl, ich könnte sie noch retten. Ich sage ihm aber: “Die brauche ich nicht mehr.“ Wie er mir später erzählte, dachte er: Jürgen hat uns aufgegeben, er glaubt nicht mehr, dass wir hier noch wieder heraus kommen. Das hat ihm sehr zu denken gegeben, was sei ner  Verfassung nicht sehr zuträglich war. Wir müssten jetzt die Westfriesischen Inseln backbord haben. aber wissen nicht genau welche der Inseln, weil wir noch kein neues Leuchtfeuer identifiziert haben.  Aber dann se hen wir das Licht von Nordertooren auf Schiermanikoog. Da der Tag graut, können wir auch die Insel ausmachen. Sie liegt wie eine graue Masse backbord von uns. Von unten aus den Salon kommen keine guten Nachrichten. Das Wasser ist weiter ge stiegen, obwohl Ludwig und Rudi sich ständig an der Pumpe ablösen. So wie es heller wird, stellen wir die Schäden fest, welches unser Boot in der Nacht be kommen hat. Die vordere Positionslampe und das Kabel vom Dampferlicht, sind durch Wellenschlag abgerissen. Wir sind also in der Nacht für fremde Schiffe nicht mehr auszu machen. Das ist eine Gefahr, die man nicht unterschätzen darf. Wir hoffen aber, dass wir die nächste Nacht im Hafen von Terschelling verbringen können. Das Wetter hat sich nicht verändert. Wir müssen also weiter kämpfen. Gegen zehn Uhr plötzlich ein Peitschenknall. Das Backstag an der Steuerbord Seite hat dem Druck nicht mehr standgehalten und reißt aus der Verschraubung und peitscht über Deck. Na türlich sind wir sehr erschrocken. Aber wir haben noch das zweite Backstag und hoffen, dass es ausreicht um den Mast zu stabilisieren. Als wir in der Höhe von Ameland kommen, werden wir über Funk vom Leuchtturm Bran daris auf Terschelling angerufen. Er hat uns auf dem Radar und erkundigte sich ob alles in Ordnung sei oder ob wir Schwierigkeiten hätten? Paul spricht mit dem Lotsen auf dem Leuchtturm und lässt sich unsere Radarposition geben. Man fragt auch nach unserem Ziel und Paul nennt den Hafen von Terschelling. Darauf erklärt der Lotse, dass wir im Tho mas Shmidt Gat mit Grundseen rechnen müssten und wir brauchen einen guten Motor um dort gegen Strom und Wind einzulaufen. Paul schilderte dann den Zustand unseres Bootes, vor allem, dass wir inzwischen 40 cm Wasser im Boot haben und die Situation mit unserer Beleuchtung. Darauf hin lässt Paul den Motor probeweise einmal laufen. Er springt an und geht dann nach kurzer Zeit wieder aus. Paul geht runter zum Motor. Es dauerte eine ganze Weile bis er sagt: „es ist Wasser im Diesel“. Er wechselt den Dieselfilter und startet neu. Wieder springt der Motor an und erstirbt nach kurzer Zeit. Paul kommt wieder hoch und man sieht ihm an, wie viel Kraft ihn die Arbeit am Motor unter Deck gekostet hat. Er ist der Meinung, dass wir das Problem nicht lösen können und auf den Motor verzichten müssen. Die einzi ge Möglichkeit wäre noch nach Iymuiden zu segeln, aber das wäre eine weitere Nacht und das ohne Beleuchtung mit dem steigenden Wasser im Boot. Außerdem könnten wir das gesamte Rigg auf Grund des ausgerissenen Backstags verlieren. Es wäre ein großes Risiko.   Plötzlich sichten wir einen  Segler, der uns auf am Wind Kurs entgegenkommt. Er trägt Sturmsegel und kämpft gegen die ihm entgegen laufende See. Das Boot hat eine ähnli che Größe wie unsere Windflower. Die Männer an Bord winken uns zu. Wir bewundern die Crew, die bei dem Sturm am Wind fährt. Wissen wir doch, was das für ein fürchterlicher Ritt ist. Paul spricht noch einmal mit dem Lotsen auf Brandaris. Und schildert unsere Lage. Der Lotse rät uns Schlepphilfe zu nehmen um uns in den Hafen von Terschelling schleppen zu lassen. Paul meldet über Funk ein Telefongespräch mit seiner Frau an. Er lässt sich dann von ihr einige Passagen aus der Versicherungspolice der Windflower vorlesen. Um 17:30 erreichen wir die Tonne VSM . Von hier würde man in das Seegat von Terschel ling einlaufen. Das geht aber ohne Motorhilfe nicht. Über Funk sprechen wir noch einmal mit dem Lotsen von Brandaris und bitten um Schlepperhilfe. Wir erhalten die Weisung bei der Tonne VSM zu bleiben und hier den Schlepper zu erwar ten. Das bedeutet zu kreuzen und  nicht länger vor Wind und Seegang zu laufen.  Um zu kreuzen brauchen wir andere Segel. Ein Sturmsegel als Groß und ebenso eine Fock, die dem Wind standhält. Nun sollten wir erfahren, welch großer Unterschied zwischen am Wind und achterlichem Wind bei diesem Sturm besteht. Ludwig und Paul machen sich fertig das Sturmsegel zu setzen. Ich muss meinen Kurs verlassen und mehr an den Wind heran gehen. Die Nordsee tobt. Böen der Windstärke neun peitschen das Meer. Brutal reißt es den Bug der „Windflower“ in die Höhe. Dann taucht sie wieder ab, schneidet durch die steilen Wo gen. Sturzbäche rauschen über das Boot. Die Nordsee schlägt mir ihre Ladung ins Ge sicht. Kübel weise geht Wasser auf mich nieder, sickert mir in den Nacken, läuft in die Är mel. Auf meinen rauen Lippen brennt das Salz. So schmeckt ein Sturm. Ich klammere mich ans Ruder und versuche uns halbwegs auf einem Kurs zu halten, der uns erlaubt das Sturmsegel zu setzen, was sich für Ludwig und Paul als sehr schwierig erweist, da der Wind es immer wieder aufbauscht. Sie kämpfen mit ihrem Gleichgewicht und dem schlagenden Segel. Wäre da nicht die Sicher heitsleine hätten sie wohl schon längst schwimmen müssen. Dunkle Massen mit Gischtbergen wandern mit Getöse vorwärts und begraben uns fast un ter sich. Wir sind unendlich froh, als die Beiden wieder im Cockpit landen. Nun holen wir die Schoten an und beginnen anzulufen. Kaum fangen die Segel wieder Wind legt sich die „Windflower“ 40 Grad auf die Seite. Das Deck, auf dem ich stehe, taucht unter, ein Bre cher schlägt mir die Beine weg. Gott sei Dank bin ich angeleint! Mühsam rappele ich mich wieder auf. Ich stehe bis zu den Knien im reißenden Wasser und halte das unter enormem Druck stehende Ruder. Der Schweiß rinnt mir den Rücken hinab, ich atme heftiger. Das ist mit nichts von dem zu vergleichen, was wir vorher erlebt haben. Inzwischen sind wir schon ein großes Stück von der Tonne VSM abgekommen. Also bereiten wir die Wende vor. Ich gebe als Steuermann das Kommando. Die Jacht geht mit der Nase durch den Wind, für einen Augenblick schlagen die Segel. Kaum fangen sie wieder Wind, legt sich das Schiff auf die andere Seite. Nach jedem Wendemanöver muss das Vorsegel dicht geholt werden. Bei acht Windstärken eine üble Schufterei. Über die Winschen holen wir die Schoten so dicht, dass wir noch einen möglichst hohen Kurs am Wind fahren kön nen. Langsam nähern wir uns wieder der Tonne. Unter ständigem Kreuzen gelingt es uns in der Nähe der Tonne zu bleiben. Paul hat sich verändert. Seine Lippen bewegen sich murmelnd und auf seiner Stirn er scheinen Falten, als ob er über etwas nachgrübelt. Es ist wohl nicht die dramatische Lage, die wir bei diesen Kreuzkursen, durchstehen müssen, sondern mehr die Sorge, ob er die Situation mit der Versicherung richtig eingeschätzt hat. Es würden enorme Kosten für das Abschleppunternehmen auf uns zu kommen. Das Kreuzen an der Tonne VSM  kostete viel Kraft. Immer wieder müssen wir wenden und den Gegenkurs steuern. Das Boot macht einen wilden Tanz und wir werden ein Teil des Wassers, was vom Bug her über uns hereinbricht. Um etwa 18:45 sichten wir das Schleppboot. Wir bekommen sofort Funkverbindung. Es wird verabredet erst eine dünne Leine vom Schleppboot anzunehmen. Dabei dürfen wir uns nicht zu sehr nähern, weil sonst eine große Welle beide Boote zur Kollision bringen könnte. Mal ist der Schlepper hoch über uns und dann sind wir wieder oben auf einer Welle und sehen auf das Boot hinunter. Die Seeleute auf dem Schleppboot verstehen ihr Handwerk. Es dauert nicht lange und Rudi hat die Wurfleine zu fassen bekommen. An die se Leine wird nun die dicke Schlepptrosse gebunden. Es sind übermenschliche Anstren gungen, die die drei, Paul, Ludwig und Rudi brauchen um die Schlepptrosse durch das Wasser auf unser Boot zu ziehen. Ich muss mit großer Konzentration das Meinige tun um nicht mit dem Seehund, so heißt das Boot unserer Retter, zusammen zu stoßen. Irgend wann ist die dicke Schlepptrosse bei uns an Bord. Sie muss jetzt so schnell wie möglich fest gemacht werden, um sie nicht durch einen plötzlichen Ruck wieder zu verlie ren. Die Klampe am Bugkorb würde den enormen Druck und die Stöße und das Rucken beim Anziehen nicht standhalten und ausreißen. Deshalb müssen wir die Trosse über die Klampe zum Mast führen und sie dann um den Mastfuß  binden. Paul und Ludwig müssen nach vorne, das ist enorm gefährlich, denn das Vorschiff ist ständig unter Wasser. Paul sagt noch: Grüßt meine Frau und macht sich auf den Weg, Ludwig hinter ihm. Oft sind sie unter dem Ansturm der Brecher nicht mehr zu sehen. Mit eisernem Willen bezwingen sie dieses Tau Ungeheuer. Die Trosse ist fest. Nun müssen noch die Segel geborgen werden. Paul und Ludwig müssen noch einmal alles geben und die stark flatternden Segel bergen. Rudi zieht sie von hinten in den Salon hinein. Als die Segel weg sind zieht die Seehund langsam an und die Trosse wird straff. Mit großer Kraft zieht der Schlepper uns nun lang sam gegen den aus dem Gatt laufenden Strom. Paul sagt nun: „Alles nach unten und das Steck - Schott zu, Jürgen bleibt alleine oben. Der Mast könnte herunter kommen“. Ja, wenn der Mast herunter kommt, muss einer geopfert werden. Das kann nur der Steuermann sein, der muss ja sowieso am Ruder bleiben. Die Seehund zieht uns nun durch den steilen Seegang.  Nach meinem Gefühl schleppt  sie mit viel zu hoher Geschwindigkeit. Unser Boot wird fast unter Wasser gezogen. Ich habe große Mühe noch etwas zu sehen, weil das Wasser mit solcher Wucht vom Bug her in das Cockpit spritzt, dass ich zeitweise glaube, wir seien ein U Boot. Nach etwa einer Stunde  kommen wir in Landschutz und der Seegang lässt nach. Die Fahrt wird bedeutend angenehmer. Aber immer noch wird unser Boot mit dem Bug fast un ter Wasser gedrückt.  Als der Hafen bald erreicht ist, ist der Seegang und der Wind mode rat geworden. Paul ist inzwischen wieder im Cockpit. Da holt die Besatzung von der See hund die Schleppleine dicht und die beiden Boote berühren sich fast. Ein Mann springt über in unser Boot. Er hat einen Bergungsvertrag und will ihn unterschrieben haben. Da Paul zögert, weil er erst den genauen Wortlaut lesen will, droht ein Mann auf der Seehund, mit einer Axt die Trosse zu kappen. Paul unterschreibt und der Mann springt zurück auf das Schleppboot. Um 20:45 befinden wir uns im Hafen von Terschelling Welch eine Ruhe nach dem Tosen der See und des Windes, nach dem Donnern des Boo tes beim Aufprall auf die Wellen. Nun erst bemerken wir unsere Müdigkeit und Erschöp fung, nach dem dreitägigen Kampf mit der See. Die holländischen Helfer, die uns hier in Empfang nehmen, sind außerordentlich fürsorglich und liebenswürdig. Sie wissen auch, was wir jetzt am dringendsten brauchen. Man führt uns in eine alte Segelmacherei am Ha fen. Hier hat man Klappbetten mit Decken und Kissen aufgebaut und wünscht uns „een goede Nacht”. Wir halten uns nicht mehr lange auf, nach dem wir unsere durchnäßten Kleider ausgezogen haben, liegen wir auch schon im Bett und schlafen den Schlaf der Erschöpften. Es ist schon bald Mittag, als wir langsam wieder wach werden. Wir sehen uns erstaunt um und betrachten unser Umfeld: alte Segel, Leinen, Tauwerk, und Werkzeuge für die Segelmacherei. Wir suchen zwischen unseren nassen Sachen das Nötigste heraus um nach Draußen gehen zu können. Als wir heraus kommen, empfängt uns blauer Himmel und herrlicher Sonnenschein. Was für ein Hohn. Die Windflower liegt ordentlich vertäut neben einem alten Holzschiff. Wir gehen an Bord und suchen uns etwas Kleidung aus den Schränken. Auf dem Deck des alten Holzschiffes in der Sonne sitzend, frühstücken wir Brötchen mit Aufschnitt. Natürlich werden die Ereignisse der letzten Tage noch einmal eingehend besprochen, und das war auch nicht das letzte Mal. Wir entnehmen den Navigationsunterlagen, daß wir etwa 160 Seemeilen gesegelt sind. Das war für die Zeitspanne keine schnelle Reise, aber wir haben jede Meile in extremer Situation erkämpft. Für mich ergab sich auch noch ein sonderbares Ergebnis der Fahrt, mein Schulter -Arm Syndrom, was mich ein Jahr fast nicht mehr arbeiten lies, war weg. Verschwunden in dem Tag und Nacht andauernden Kampf am Ruder. Dann habe ich mich gefragt, ob ich über haupt Angst gehabt hatte während dieses Törns? Nein, habe ich nicht gehabt. Nicht weil ich besonders mutig bin, sondern weil ich einfach keine Zeit dafür hatte. Nachmittags reparieren wir die Schäden an unserem Boot, pumpen das Wasser heraus und finden den Fehler am Stevenrohr, wo sich Schrauben gelöst hatten und deshalb Was ser durchgedrückt wurde. Am nächsten Tag können wir unsere Reise fortsetzen und das Boot sicher bis Stavoren zum Liegeplatz bringen. Bliebe noch anzumerken, dass Ludwig  im Hafen von Terschelling einen Mann von der Besatzung des Seehunds traf, der ihm erzählte, dass sie in der Nacht noch wieder los ge fahren sind, um den Segler zu bergen, der uns am Nachmittag begegnet war. Es war wohl noch dramatischer als bei uns, denn es war eine Frau am Mast gefesselt, die den Stress nicht mehr ausgehalten hatte und sich in das Meer stürzen wollte. Unsere Versicherung bezahlte die Bergung, weil sie zur Abwendung von Totalverlust not wendig war. Vorher musste aber noch ein Gutachter, die Hochseetauglichkeit der Wind flower bescheinigen, was auch ohne Probleme bestätigt wurde. Außerdem wurde eine Be fähigung des Skippers verlangt, was durch die Vorlage des Sportboot Führerscheins  belegt wurde. Wenn man solche Ereignisse, wie bei diesem Törn erlebt hat, wo Charakter, Kraft, Durch haltevermögen und Kenntnisse einer harten Probe unterworfen wurden, ist man stolz, dass man diese Prüfung bestanden hat. Wenn man auch manchmal so mutlos werden konnte, dass man glaubte, die Götter hätten uns verlassen – aber danach, ah, mit welcher Freude erinnert man sich daran und mit welchem Genuss berichtet man anderen Seglern und Freunden davon. Jürgen Boos
Brandaris auf Terschelling
Texte
Abenteuer im Hafen Ein Segelabenteuer in den Niederlanden beginnt oft schon in den Häfen. Mittelalterlich ist das Gewand vieler älterer Städte, hanseatisch das Flair, maritim und romantisch geben sich die Häfen in den kleinen Städten. Hoorn war immer wieder Ziel unserer Wochenendfahrten mit der Windflower. Rund um den Hafen finden Alt und Neu zusammen Unser Ziel am Abend waren meistens die alten „braunen“ Kneipen (hat nichts mit politischer Gesinnung zu tun), denn in diesen Kneipen, mit ihrer charakteristischen dunklen Einrichtung, findet man die typische holländische"Gezelligheid". Hier trinken die Hoorner am Feierabend ihr Bier. Sie spielen mit Freunden Karten und geben, zusammen mit starken Geschichten Lebensweisheiten von sich. Eine Randbemerkung: diese "Gezelligheid" ist so typisch für die Niederlande , dass man das Wort kaum übersetzen kann. Im Deutschen ähnelt ihm "Gemütlichkeit" oder "Geselligkeit" noch am meisten. Die 'braunen' Kneipen haben jedoch eine Reihe von gemeinschaftlichen Kennzeichen: Wände und Decken sind vom Alter und Tabakrauch verfärbt, ein paar historische Prunkstücke werden gehegt und es gibt keine Musik. Die einzigen Geräusche, die man hier hört, sind die Stimmen der Gäste und das Klirren der Gläser beim Abwaschen Als „Seemänner“ wußten wir: „Nie die erste Kneipe im Hafen, mindestens die Zweite abwarten.“ So gerieten wir wieder in unsere, von vielen Besuchen vertraute, Kneipe. Hier landeten selten die im edlem Sportzeug, den Lacoste Pullover lässig über die Schulter drapierten Crews der Zahnarztyachten. Wenn Holländer in ihrer Stammkneipe sind, haben sie meistens Lust zu reden, und in einer 'braunen' Kneipe kommt man denn auch einfach mit Ihnen ins Gespräch. Sogar wenn man kein Wort Niederländisch versteht, denn Hoorner sprechen gerne in unserer Sprache mit uns (und meistens können sie es ganz gut) Wir Menschen sind ja Abenteurer, manchmal auch, wenn  wir es gar nicht sein wollen. Doch lauern uns immer wieder neue Geschichten und Erlebnisse auf. Keine Chance zu entkommen, wir stecken mittendrin. Jedenfalls von dem Moment an wo ich mich auf den freien Barhocker neben der Dame mit den langen roten Haaren setzte. Meiner Crew war es ernst mit dem Kneipenbesuch. Jedenfalls landeten die Heineken in derart schneller Folge vor mir, daß mir keine Zeit blieb meine Nachbarin ausführlich zu betrachten geschweige denn anzusprechen. Erst als ich die Bier-Flut durch Nichtbeachten dämmte, gelang mir ein Blick auf die Frau neben mir. Feuriges Rot bis auf die Schulter und auch schon etwas reif bis auf das gewagte Dekolleté. Aber sicher anziehend und von etwas umgeben was ich schon in Romanen gelesen hatte, dort nannte man es Flair, jedenfalls stellte ich es mir so vor. Sie trank Rotwein. Nein sie nippte nicht an ihrem Glas, sie trank. Aber die Seele aller Wesen ist ihr Duft. Der Duft, der sie umgab, war wie der warme Sommerabend, der die verborgene Verheißung kommender Nächte in sich birgt. ...  „Yvonne“ stellte sie sich mir vor. Ich entgegnete verhalten „Jürgen“ Ihre Stimme so abwechslungsreich wie die Jahreszeiten. Sie klang mal sanft, mal erotisch und mal burschikos. Man wußte nie, worauf man bei ihr gefaßt sein mußte. Sie sah mich mit ihren auffallend grünen Augen, die wie tiefe Seen in den Höhlen lagen, intensiv und neugierig an, als würde sie zum ersten Mal einen Menschen sehen, was mich leicht nervös auf meinem Hocker hin und her rutschen ließ. Sie muß  bemerkt haben, dass in ihrer Gegenwart meine Sicherheit ins Wanken geriet, doch sie lachte nur kokett. Dann sagte sie: “Hat er Dich geschickt“? „He....- was....- entschuldige - ich verstehe nicht...“ stammelte ich sehr verunsichert. “Ob er Dich geschickt hat, habe ich gefragt“! Ich faßte mich und sagte tapfer und jetzt wieder mit fester Stimme, ich bin schließlich der Skipper: „Wen meinst Du?“ Sie schaute mich sehr überlegen und voll enormen Selbstbewußtseins an „Ich spüre es, er hat Dich geschickt.“ Rätsel in meinem Kopf und sicher auch in meinen Blicken. ´Jürgen, blamiere Dich jetzt nicht, bleib cool´. „Na Du weißt es doch, Du kommst von Iwan.“ Nein, nun wußte ich gar nichts mehr. Ich stürzte erst mal eines von den wartenden Bieren herunter. „ Na, dann trink erst mal mit mir, dann erkläre ich es Dir.“ Ich erhob ein Bierglas und prostete ihr zu. Das war offensichtlich falsch.  „Nein. So geht das nicht.“ sagte ihre rauchige Stimme. Ein kleiner Wink zum Wirt und schon hatte ich ein Glas Rotwein vor mir stehen. Ich stieß mit dem Rotwein mit ihr an und unsere  Gläser klangen. Dann begann sie zu sprechen: “Also, das ist so. Ivan Rebroff ist mein Seelenverwandter. Er spürt sofort wenn ich einsam bin und dann schickt er jemand. Er hat Dich geschickt“. „ Ja,“ sagte ich, „das stimmt, er war eben bei mir an Bord“.  „Das braucht er nicht“ sagte sie mit überlegenem Tonfall. „Er kann es  dir auch aus der Entfernung mitteilen. Und Du bist ja auch tatsächlich hier.“ Ich war da und Ivan hat mich geschickt, ist doch klar, und daß ich nichts davon gemerkt habe liegt sicher am Heineken. „Laßt uns noch mal anstoßen, dann erzähle ich Dir von ihm.“ Wieder klangen die Gläser. „ Ja,“ sagte sie, „Ivan ist mein Seelenverwandter. Wenn er in einer Kirche singt, singt er nur für mich.“ Ungläubig sah ich sie an, war sie irgendwo aus einer Heilanstalt entsprungen? Aber gefährlich war sie anscheinend nicht. Oder doch? War sie eine gefährliche Frau, die arglose Männer in ihren Bannkreis lockte um sich an ihnen zu vergehen? Nein vor solcher Gefahr war mir nicht bange. Tapfer sagte ich: “Erzähle mir von ihm“. Sie redete weiter:„Ja das mit der Seelenverwandtschaft sage ich nicht nur daher. Wir kannten uns in unserem vorigen Leben. Aber bevor ich weiter spreche: ich bin sehr sensibel und wenn Du mich nicht ernst nimmst, gehe lieber.“ Ich versicherte ihr, daß ich mir Mühe geben werde sie in Ruhe und  mit Aufmerksamkeit anzuhören. Das mußte mit einem kräftigen Stoß des Weinglases besiegelt werden. Ich tat meine Pflicht und trank aus. Die Gläser wurden sofort wieder gefüllt. Yvonne begann wieder zu sprechen: „Ich lebte in meinem vorigen Leben an einem Fürstenhof im südwestlichen Rußland. Als Frau  des russischen Herrschers über ein großes Fürstentum. Ich war glücklich, wir waren sehr wohlhabend und ich hatte einen wunderbaren Mann. Eines Tages bekam mein Mann Besuch von einem Freund aus seiner Militärzeit. Iwan war ein großer starker Mann mit guten Umgangsformen, er war gebildet und romantisch. Ich verliebte mich in ihn und spürte, daß auch er mir sehr zugetan war. Natürlich war uns beiden klar, daß niemand von unserer Liebe erfahren durfte. Wann immer sich die Möglichkeit ergab, suchte ich seine Gesellschaft. Eines Tages wurde eine große Jagd  auf einen sich in den Gutswäldern herumtreibenden Bären angesetzt und viele Gäste dazu eingeladen.“ Wir tranken wieder ein paar Schlucke Wein, während ich mir das Szenario einer russischen Bärenjagd vorstellte. - Die russischen Wälder waren nur bei starkem Frost zu betreten und die Eiskruste mußte stark genug sein um das Eindringen in die Wälder zu gestatten. Ich stelle mir vor, wie die Sonne an einem stahlblauen Himmel steht, wie die Bäume und Sträucher blitzen und Funkeln wie Kristallsäulen oder seltsame Wundergewächse im Zauberpalast der Natur. Ich sehe die prächtige Jagdgesellschaft. Die Herren in kostbaren Pelzen, die Dienerschaft in reicher Livree. Die bellenden Hunde, eine Dame mit einem wallenden Zobelpelz auf einem herrlichen Braunen, trägt sie nicht die Züge von Yvonne?...... Ich sehe ein prächtiges russisches Winterbild..... was ist los mit mir, wie kommen diese Bilder in meinen Kopf? Sie begann wieder zu sprechen.  „Während der Jagd geriet ich etwas abseits der Jagdgesellschaft in einen einsamen Teil des Waldes. Iwan war bei mir. Erschöpft hielt ich an und er nahm mich in den Arm. Wir küßten uns leidenschaftlich und es gab kein Halten mehr und wir liebten uns hingebungsvoll. Es war einfach wunderschön... die romantische Waldlichtung, ich war erhitzt von dem scharfen Ritt, die Zärtlichkeit und die verhaltene Kraft dieses atemberaubenden Mannes. Ich verging in seinen Armen voll Seligkeit. Unvermittelt sprengte in ungestümen Galopp ein Reiter auf die Lichtung. Es war mein Gemahl. In einem wilden Satz sprang er vom Pferd und vor Zorn sprühend zog er seinen Säbel. Ich und mein Geliebter waren wie erstarrt vor Schreck. Mit einem gewaltigen, einzigen Hieb entmannte mein Gatte seinen Freund, riß mich auf  sein Pferd und galoppierte davon. Ist es da ein Wunder, daß wir, Iwan und ich, uns in diesem neuen Leben noch immer als zusammengehörig fühlen?“ Meine Finger hatten sich um mein Glas verkrampft, ich preßte  meine Lippen zusammen, damit ich mich nicht verriet und in Lachen ausbrach. Sie schaute etwas verwirrt um sich, um jemanden zu erspähen, der Ihre Erzählung nicht ernst nahm. Ich weiß, sie hätte keinen Augenblick gezögert und ihm ihr volles Weinglas ins Gesicht geschüttet. Ich sah sie an und prostete ihr mit meinem Glas zu. Sie nahm ihr Glas an die Lippen und trank es in einem Zug leer. Die in der Nähe sitzenden Gäste tranken ihr zu. Offenbar kannte man sich hier. Dann wandte sie sich wieder mir zu und sagte leise: „Der größte Beweis dieser Geschehnisse ist seine Stimme“. Ich schaute sie fragend an und sie sagte: „Denke an seinen großen Stimmumfang, der einfach einmalig ist. Niemand, der in der Lage ist so einen tiefen Bass zu singen, kann diese enorme Tonhöhe erreichen, wie er es vermag. Und das ist doch wohl einwandfrei das Stimmvermögen, wie es nur Kastraten eigen ist.“ Man kann mir glauben ich war beeindruckt. Etwas unsicher und schwankend ging ich zur Toilette. Ich sah mich im Spiegel und schob die Röte in meinem Gesicht dem Rotwein zu. Wieder an der Theke angekommen, war ihr Hocker leer. Auf Nachfrage beim Wirt sagte er nur, „Sie hat bezahlt.“
Abenteuer im Hafen
Sturmfahrt 1977
· Yvonne aus Hoorn Ich   stehe   an   der   Hafenkante   und   schau   auf   die leise    vor    sich    hin    dümpelnden    Boote.    Es    ist dämmerig     geworden     und     der     leise     Seewind bewegt   kaum   die      Wasseroberfläche.   Ich   muss tief    Luft    holen.    Die    Erlebnisse    der    letzten Stunde   in   der   Hafenkneipe,   und   nicht   zuletzt der Rotwein, gehen mir im Kopf herum. Etwas   entfernt   im   Päckchen   der   Gastboote   an   fünfter   Stelle   liegt   die   „Windflower“, mit   der   wir   heute   bei   wunderbarem   Segelwetter   hier   ankamen.   Ich   denke   an   den   alten Schlager „Blaue Nacht, o blaue Nacht im Hafen“. Meine   Crew-Kameraden   hocken   noch   an   der   Theke   der   Hafenkneipe   und   trinken   Bier, ich   denke   an   die   faszinierende   Frau   mit   den   roten   Haaren   und   ihre   Geschichte.   Sie lässt   mich   nicht   los.   Was   war   das   für   eine   phantastische   Atmosphäre,   die   sich   um   sie verbreitete? Aber wo ist die Frau geblieben? Sie verschwand plötzlich. Jemand tippt an meine Schulter, erschrocken drehe ich mich um. Sie    steht    vor    mir,    kein    Traum.    Das    feurige    rote    Haar    bewegt    sich    leicht    im Abendwind,   aus   tiefen   Seen   schauen   mich   grüne   Augen   an.   Ihr   Duft   ist   betörend. Ihre   Lippen   berühren   meine   Wange,   ziehen   weiter   in   Richtung   meiner   Lippen,   immer näher, unsere Lippen berühren sich. Ich   würde   für   nichts,   aber   auch   gar   nichts   auf   der   Welt   diesen   Augenblick   tauschen oder missen wollen.  Wir küssen uns. Lange, intensiv, ganz behutsam. Ich    habe    nicht    viel    Zeit,    um    ・er    die    Situation    nachzudenken,    denn    sanft    aber bestimmt    lt    sie    sich    von    mir.    Vor    meinen    Augen    sehe    ich    ihre    aquamarinblaue Brosche,   ich   starre   sie   an.   Sie   sieht   meinen   Blick   und   schaut   mich   an.   溺htest   Du   ihre Geschichte   wissen?・Ich   sp・e   ihre   Traurigkeit;      ein   Glitzern   auf   ihren   Wangen.   Kleine Perlen   huschen   hinab,   wollen   nicht   gesehen   werden   ・ich   beuge   mich   vor   und   streiche ihr   die   Tr舅e   von   der   Wange.   Sie   fl・tert   Цenn   Du   es   wirklich   hen   willst,   dann      komm und begleite mich!・ Ich gehe mit ihr. Sanftes Licht erhellt die kleine Gasse. Langsam gehen wir die 2 Straße   hinunter,   schweigend.   Bei   jedem   Schritt   wird   mir   klarer,   dass   ich   wissen möchte,   was   sich   hinter   all   dem   verbirgt.      Ein   paar   Worte,   sanft   und   doch   traurig, sagen,   was   nicht   gesprochen   werden   will.   Einige   Sekunden   noch   hängen   die   Silben   in der   lauen   Abendluft   bis   sie   verklingen.   Plötzlich   wird   mir   bewusst,   wie   sehr   ich   ihre Gegenwart genieße, schon den ganzen Abend lang genossen hatte. Sie lehnt sich näher an mich und ich genieße ihre Nähe............. Wir   sind   da.   Ein   kleines   Haus.   Sie   öffnet   die   Tür   und   lässt   mich   eintreten.   Sofort umgibt    mich    das    Flair    des    holländischen    Ambiente.    Behaglichkeit.    Nur    kleine Lichtquellen  aus Stehlampen hüllen die Wohnung in warmes, intimes Licht. Sie   nimmt   mich   mit   auf   eine   steile   Treppe   und   öffnet   eine   Zimmertür.   Wir   schauen   in ein   kleines   Schlafzimmer.   Ein   etwa   14-jähriger   blonder      Junge   schläft   in   seinem   Bett. Sein   sympathisches   Gesicht   ist   voller   Sommersprossen.   Ich   werde   zurück   gezogen und  sie sagt: “Psst, wir wollen ihn nicht wecken.“ Im   Wohnzimmer   setzen   wir   uns   an   den   Esstisch.   Sie   stellt   eine   Flasche   Rotwein      auf den    Tisch.    Daneben    einen    Korkenzieher.    Während    sie    Gläser    holt,    öffne    ich    die Flasche und schenke ein. Yvonne   lehnt   sich   in   dem   Sessel,   auf   dem   sie   Platz   genommen   hat,   zurück.   Bei   dieser Beleuchtung   ist   sie   nur   als   dunkle   Silhouette   wahrnehmbar.   Wir   trinken   von   dem Rotwein und sie beginnt zu erzählen, wie vorher in der Hafenkneipe. ・Meine   Geschichte   hat   noch   niemand   geht.   Nur   meine   Schwester   kennt   sie.   Ich   wei゚ nicht   genau,   warum   ich   es   Dir   erz臧le.   Aber   es   ist   ein   Gef・l   in   mir,   und   ich   richte   mich nur nach Gef・len. Mit   siebzehn   Jahren   lernte   ich   einen   jungen   Mann   kennen.   Klaas,   er   war   schon   über zwanzig   und   er   zeigte   mir   die   Liebe.   Ich   liebte   ihn   über   alles.   Ich   wäre   mit   ihm   überall hin   gegangen.   Wir   lebten   in   einer   eigenen   Welt,   und   für   mich   war   es   der   Himmel.   Ich wurde   schwanger.   Er   sagte,   er   freue   sich.   Aber   um   uns   und   unserem   Kind   eine   gute Lebensgrundlage   zu   geben,   müsse   er   gehen.   Er   hätte   eine   gute   Chance   in   Südafrika. Er   wolle   gehen   und   alles   vorbereiten,   ich   sollte   dann   nachkommen,   wenn   er   eine Lebensgrundlage   für   eine   kleine   Familie   geschaffen   hätte.   Zum   Abschied   gab   er   mir diese   aquamarinblaue   Brosche.   Er   sagte,   sie   wäre   von   seiner   Mutter   und   sollte   immer ein Zeichen für unsere Liebe und unsere Treue sein. Ich   war   zwar   traurig,   sah   aber   die   Notwendigkeit   ein.   Er   flog   nach   Südafrika.   Ich   war     allein, aber ich freute mich unbändig auf unser neues Leben.   Es dauerte länger als erwartet und ich bekam meinen Jan. Meine Schwester war bei 3 mir   und   hat   mir   geholfen   und   mich   unterstützt.   Ich   bekam   nur   eine   Karte   von   Klaas. Meine   Sehnsucht   nach   Klaas   war   riesengroß.   Ich   konnte   mir   nicht   vorstellen,   warum     es    so    lange    dauerte    und    warum    ich    so    wenig    von    ihm    hörte.    Ich    schob    es    auf Schwierigkeiten,   die   er   nicht   bewältigen   konnte.   Meine   Geduld   wurde   auf   eine   harte Probe gestellt. Jan wurde ein Jahr, und ich hörte nichts mehr von Klaas. Ich   war   unglücklich   und   wollte   nicht   mehr   leben.   Ich   lebte   nur   für   Jan;   er   war   ein wunderbarer   Junge.   Ich   lebte   mit   ihm   im   Haus   meiner   Schwester   und   hatte   einen kleinen   Job   angenommen,   damit   wir   überleben   konnten.   Darüber   hinaus   sparte   ich jeden Cent. Als Jan etwa sechs Jahre alt war, buchte ich einen Flug nach Südafrika. Vorher   hatte   ich   in   dem   Heimatdorf   von   Klaas   einige      Erkundigungen      angestellt.   Ich hatte eine Adresse. In   Johannesburg   gelandet,   mietete   ich   mir   einen   Geländewagen.   Kurz   und   gut,   etwas irritiert    setzte    ich    mich    ans    Lenkrad,    das    in    südafrikanischen    Wagen    eher unpraktisch vor dem Beifahrersitz angebracht ist.   Es   war   im   August,   also   im   südlichen   Hochwinter,   aber   warm   genug,   dass   ich   die Fenster    herunter    kurbelte.    Eine    herrliche    Landschaft        zwischen    Atlantik    und Indischem   Ozean   zog   auf   dem   Weg      an   mir   vorbei.   Nach   zwei   Stunden   Fahrt   sah   ich ein   großes,   gepflegtes   Anwesen   vor   mir.   Es   war   von   einem   hohen   Zaun   umgeben.   Ich fuhr   bis   ans   Tor.   Dort   arbeitete   ein   schwarzer   Mann   mit   einem   großen   Hut.   Auf   meine Frage, wer hier wohnt, nannte er Klaas’ Namen. Es sei sein Herr. Ich   wollte,   dass   er   mir   das   Tor   öffnete   und   ich   zum   Wohnhaus   fahren   konnte.   Das dürfe   er   nicht,   da   sein   Herr   nicht   zu   Hause   sei.   Ich   wollte   wissen,   wo   er   sei.   Da   sagte er   mir,   dass   er   mit   seiner   Frau   und   seinem   Jungen   in   die   Stadt   gefahren   wäre   und erst gegen Abend wieder käme. Ich   war   völlig   niedergeschlagen.   Jeder   Muskel   meines   Körpers   war   angespannt   und   ich     zitterte. Ob vor Wut oder Enttäuschung, weiß ich nicht mehr. Ich   wartete   mehrere   Stunden   im   Auto,   bis   sich   ein   moderner   neuer   Geländewagen   der Einfahrt   näherte.   Ich   stellte   mich   mit   meinem   Auto   quer   vor   die   Einfahrt.   Als   der Wagen   heran   war,   sprang   jemand   heraus   und   lief   wütend   auf   mich   zu.   Es   war   Klaas.   Er sah   unglaublich   gut   aus   und   mein   Herz   schlug   bis   zum   Hals.   Er   war   breiter   und männlicher geworden, und er strotzte vor Selbstbewusstsein. Ich   stieg   aus   und   wir   standen   uns   gegenüber.   Er   war   blass   geworden   und   sah   mich   an, als   ob   er   ein      Gespenst   sähe.   Ich   hielt   ihm   die      aquamarinblaue   Brosche   entgegen   und er wollte sie mir entreißen Er sagte: “Gib sie mir, sie ist von meiner Mutter“. 4 Inzwischen   waren   die   Frau   und   der   Junge   aus   dem   Wagen   gestiegen   und   fragten Klaas, was  los sei. Es   war   eine   schöne   junge   Frau   in   aufrechter   Haltung   mit   einem   etwa   5-jährigen hübschen   Jungen   an   der   Hand.   Klaas   hatte   sich   gefasst   und   sagte:   “Liebes,   setze   Dich wieder in den Wagen, ich habe das hier gleich geklärt.“ Ich sagte: „Nein, bitte bleiben Sie hier, Sie geht es auch an. Klaas, ich bin hier um Dich und Deine Familie zu verfluchen für das, was Du mir und unserem Sohn Jan angetan hast. Du hast schwere Schuld auf Dich geladen. Du hast mir das Vertrauen genommen zum Leben, das Vertrauen zum Vertrauen, das Vertrauen in die Liebe, das Vertrauen in sich selbst. Du hast meine Seele zerstört. Du hast eine unglückliche Frau geschaffen die mühevoll durch das Leben zieht auf der Suche nach dem was du ihr vorenthalten hast. Auf der Suche nach dem Ende eines Kreises. Den sie nie finden wird. Dafür hasse ich Dich, hasse dich, hasse dich .... Sieh   noch   einmal   diese   Brosche   Deiner   Mutter   an   und   so   sicher   sie   Deine   Mutter getragen   hat   und   so   sicher   ich   berechtigt   war   sie   zu   tragen,   so   sicher   wirst   Du   und Deine Familie für diese Schuld büßen“. Ich ging zum Auto,  machte das Tor frei und fuhr zurück. Ich fahre in eine unendliche  unfassbaren Leere, sehe Die Welt um mich wie hinter Glas. Unglaublich müde und  kann keinen vernünftigen Gedanken mehr fassen. Ich   weiß   nicht,   wie   ich   zum   Flugplatz   zurück   gekommen   bin.   Wie   eine   Traumwandlerin habe ich mich für den nächsten Flug eingecheckt und flog zurück.“ Yvonne   war   sichtlich      erschöpft   durch   ihre   Erzählung.   Sie   griff   nach   dem   Wein   und leerte   das   Glas   in   einem   Zug.   Sie   atmete   schwer   und   ihre   Erinnerung   schien   ihr schwer zu schaffen zu machen. Sie   sah   mich   an   und   sagte,   ich   weiß   es   zwar   immer   noch   nicht,   aber   es   ist   etwas   in   mir, das    mir    sagt,    dass    ich    es    Dir    erzählen    muss.    So    höre    nun    auch    den    Rest    der Geschichte: ・In   Holland   angekommen,   suchte   ich   mir   mit   Jan   eine   Wohnung   im   Heimatdorf   von Klaas.   Keiner   wusste   wer   ich   war,   aber   ein   paar   Mal   wurde   ich   wegen   der   Brosche angestarrt. Ich   wartete,   bis   ich   eines   Tages   hörte,   dass   die   Familie   von   Klaas,   der   inzwischen wohlhabend   geworden   war,   ihren   berühmten   Sohn   mit   Familie   zum   Besuch   erwartete. Ich erfuhr die Uhrzeit, wann er erwartet wurde. 5 Ich   kleidete   Jan   und   mich   in   unsere   beste   Garderobe   und   ich   ging   mit   ihm   zur   Kirche. Die   Glocken   läuteten   und   das   Echo   der   Schläge   schien   unnatürlich   lange   in   der   Luft   zu hängen.        Es    schien    fast,    als    würde    die    Luft    spüren,    dass    etwas    Schlimmes    sich anbahnte   und   unumgänglich   war.   Als   wir   bei   der   Kirche   angekommen   waren,   gingen   wir hinein.   Jan   fragte   mich:   “Was   machen   wir   hier?“   Ich   sagte   ihm:   “Das   Böse   ist   in   der Luft,   hier   sind   wir   geschützt   davor   und   es   kann   uns   nichts   anhaben“.   Er   drückte   sich ängstlich   an   mich,   aber   ich   sagte   beruhigend:   “Wir   sind   sicher,   hab   keine   Angst“.   Wir saßen    eng    beieinander    in    der    Kirchenbank    und    sagten    nichts.    Jan    spürte    das Besondere der Situation. Plötzlich   hörten   wir   ein   Martinshorn,   und   ich   wusste,   es   ist   geschehen.   Jan   und   ich gingen   hinaus   und   sahen,   wie   die   Menschen   in   Gruppen   zusammen   standen.   Wir   hörten, wie   sie   sagten,   es   sei   entsetzlich   und   furchtbar   und   grausam.   Ich   fragte   in   einer Gruppe,   was   geschehen   sei.   Man   sagte   mir,   Klaas   sei   in   seinem   Auto   von   einer   großen Erntemaschine   überrollt   worden.   Nur   der   Fahrer   habe   überlebt   und   alle   anderen,   auch die   junge   Frau   und   der   Junge,   seien   tot.   Da   fasste   ich   an   meine   Brosche   und   musste laut   weinen.   Alle   sahen   sich   nach   mir   um   und   wunderten   sich   über   meine   Reaktion.   Jan und ich zogen sofort aus diesem Ort fort. Seit   der   Zeit   leben   wir   in   Hoorn.   Inzwischen   hatte   ich   Klaas’   Familie   von   dem   anderen Sohn   von   Klaas   unterrichtet.   Sie   sahen   ihn   als   einen   Erben   an   und   wir   haben   ein   großes Vermögen zur Verfügung. Und   jetzt   geh   bitte.   Geh   bitte   und   suche   mich   nicht.   Komme   nie   wieder.   Stehe einfach   auf   und   gehe   hinaus.   Ich   bringe   Unglück.   Du   kennst   jetzt   meine   Geschichte. Ich   würde   gerne   bei   Dir   bleiben,   aber   es   wäre   nicht   gut.   Deshalb   geh   nun,   und   ich danke für deine Geduld, mir zuzuhören.“ Yvonne    war    ganz    in    ihren    Sessel    zurück    gesunken.    Ich    erhob    mich    langsam    und stolperte aus dem Haus heraus auf die Straße. Milde Nachtluft und eine kleine Brise vom Hafen wehte mir entgegen. Jürgen Boos    
Eine     Fortsetzung     von     der     vorher gehenden    Geschichte,   Abenteuer    im Hafen
Mein bewegtes Leben
· Monique aus der Bretagne An Bord unserer Segelyacht Windflower, hatten wir immer ein sogenanntes Kritzel Kratzel Buch. Eine Kladde, die mit einer Seekarte eingebunden war. Anke, meine Tochter, hatte sie eingeführt,  als sie so 10 Jahre war. Jeder der Lust hatte sollte dort etwas hinein schreiben oder malen. Ich fand das Buch neulich im Bücherschrank, als ich etwas ganz anderes suchte. Beim durchblättern fiel mir manche Episode aus der aktiven Segelzeit  wieder ein. Die obige Eintragung von Monique, brachte mich auf die Idee, einmal aufzuschreiben, wie es zu dieser Eintragung gekommen ist. Paimpol In geschützter Lage, am nördlichen Ende der Bucht von St. Brieu gelegen, ist Paimpol eine vitale Hafenstadt. Es gibt keine schönen Strände. Die alte Hafenstadt hat in der Vergangenheit Korsaren und Fischer beheimatet. Ihr authentischer Charme liegt  über der Altstadt. Von hier waren um die Jahrhundertwende die Schiffe nach Island gesegelt um den Kabeljau zu fangen. In diesem Jahr lag die Windflower, unsere Segelyacht, für ein paar Wochen hier.  Ausgangs- und Zielpunkt von Segeltörns an der Côte de Granit rosé und den Gewässern der nördlichen Bretagne. Wir wollten das Abenteuer, was man in diesem Teil Europas noch finden kann. Um Abenteuer erleben zu können, gehört persönlicher Mut dazu, viel Neugierde und das Quäntchen Glück um alles gefahrlos zu überstehen.   An der K・te  der ndlichen und westlichen Bretagne ist die Verbindung zwischen Land und Meer sehr innig. Rund um die felsigen Kaps von Pointe de Saint-Mathieu, Pointe du Raz oder Pointe de Penmarch ist die K・te wild und rau. Es gibt gef臧rliche Klippen, st・ mische Wellen, starke Strungen und einen auffallend gro゚en Tidenhub. Wer hier segelt, bekommt eine Vorstellung von den Urgewalten, wenn sich die Gezeitenstre zwischen den Felsen und Riffen austoben. Sogar bei ruhigem Wetter und m葹igen Winden z臧len diese ber・htigten Landvorspr・ge zu den "really bad places". Segeltns sind in diesem Revier ein echtes Erlebnis und an Intensit舩 schwer zu ・erbieten. Die Navigation an der Nordk・te der Bretagne erfordert eine gute Planung und viel Aufmerksamkeit. Es war ein traumhafter Tn, den wir mit f・f Kameraden in einer wunderschen, aufregenden Gegend, mit vielen Mlichkeiten erlebten. Doch leider endete er heute. Wir hatten ein paar atemberaubende Segeltage gehabt. Letztlich waren wir bis zur Kanalinsel  Jersey gesegelt. Morgen wollten wir mit zwei Autos die Heimreise antreten. Der blaue Himmel und die milde Luft machten es uns keineswegs leicht, Abschied zu nehmen.  Aber heute Abend wollten wir noch feiern. Albert wollte an Bord kochen. Dazu gingen wir zuerst mal einkaufen. Fisch und Meeresfrüchte sind in der Bretagne stets frisch und delikat zu haben. Albert kaufte als Hauptgericht Limandesfisch und erklärte uns, Limandes  ist ein Plattfisch, der auch den Namen Rotzunge trägt. Er gilt in Kenner- kreisen als sehr hochwertiger Fisch. Was er noch alles kaufte,  ist kaum zu beschreiben, ließ aber die allergrößte Hoffnung auf einen ganz besonderen Genuss steigen. Mit reichlich Wein warteten wir im Cockpit auf den Beginn der Gaumenfreuden, während Albert unter Deck, assistiert von Ludwig,  literweise Schweiß verlor. Albert wurde unseren Erwartungen mehr als gerecht. Was der K・henchef in dem Feinschmeckerlokal Цindflower・f・ ein exklusives Gericht gezaubert hatte, war unglaublich. Ausgew臧lten  frischen Fisch, passende Gew・ze, Gem・e und dazu die nige Raffinesse f・ eine schmackhafte So゚e, frische Salate und Kr舫ter erg舅zten das Men・・ la Bretagne.  Natürlich sparten wir nicht am Wein. Weil es so hervorragend mundete und um den Koch zu ehren, ass゚en wir alles auf. Wir hatten uns alle - gelinde gesagt - Ueberfressen. Voellegef・l war noch nachsichtig beschrieben. Da wurde der Vorschlag, einen kleinen Spaziergang zu machen, willkommen angenommen. Also gingen wir los in Richtung Ort. Wir hörten schon länger aus der Ferne Blasmusik. Als wir der Musik näher kamen, stellte sich heraus, dass es deutsche Lieder waren. Von der Art „Oans, zwoa, g'suffa............“Sehr verwunderlich! Die Musik kam aus dem Dorfsaal. Flaggen einer Brauerei aus dem Elsass vor der Tür. Eine Fete, organisiert von der Brauerei................ Wir waren neugierig und gingen hinein. Eine Blaskapelle auf der Bühne, ein Tanzsaal und einige Theken. Alle sangen kräftig mit: „In München steht ein Hofbräuhaus“ Sehr zögerlich gingen wir weiter hinein, bis an eine Theke. Keiner traute sich ein Bier zu bestellen. Wir waren einfach noch von unserem Abendmenü satt. Ich weiß nicht, wie es kam, aber irgendwie wurden wir als Deutsche erkannt. Der Bürgermeister begrüßte uns und sprach mit Albert, dem einzigen von uns, der etwas französisch sprach. Wir wurden auf die Bühne gebeten und als Deutsche zu dem deutschen Bierabend begrüßt. Dann geschah etwas Entsetzliches: Jeder bekam ein Maß Bier in die Hand gedrückt. Albert erklärte uns, was man von uns erwartete: Wir sollten das Bier in ex austrinken! Ich wusste, das können wir in unserem voll gefressenen Zustand niemals schaffen. Albert sagte:“ Ehrensache, keiner kneift!“ Dann rief der ganze Saal: „Un peu!“ Wir tranken um die Ehre. Nicht schlapp machen, durchhalten! Das Bier kam schon aus den Ohren wieder heraus. Alle haben unsere Ehre verteidigt, keiner hat schlapp gemacht, ich hatte auch nichts anderes erwartet. Obwohl ich ein paar mal das Gefühl hatte, ich platze. Irgendwann hatten wir es geschafft, und der ganze Saal spendete uns Beifall.   Dann kamen einige Männer und brachten ihre Frauen zum Tanzen. Los Kameraden, tanzt, tanzt um die Ehre! Ich bekam eine Tanzpartnerin in einem ganz wei゚en Kleid. Sie war schlank und sportlich. Wenn sie tanzte, war sie elastisch wie ein Schilfrohr. Wie eine Feder schwebt sie, dreht sich schnell wie ein Kreisel und hat dabei die Spannkraft eines Bogens. Nichts war aufgesetzt, alles an ihr  echt, strahlte Lebensfreude aus. Wie eine Feder im Wind: ich sollte die Aufgabe des Windes ・ernehmen. Wir umrundeten in gro゚en Kreisen den Tanzsaal, bis die Musik eine Pause machte. Sie sprach kein Wort deutsch und ich nicht franzisch. Ich wusste aber schon, dass sie Monique hie゚. Meinen Namen J・gen kannte sie auch bald und Ludwig, den Namen meines Freundes. Ich schaute mich um, meine Freunde hatten an der Theke einen Br・kenkopf gebildet. Monique ging mit mir. Albert versucht ein paar Fragen zu kl舐en. Ich erfuhr,  Monique war Witwe und hatte einen kleinen Sohn, der hier auch irgendwo herum lief. Monique痴  wei゚es Kleid war einst  ihr Brautkleid gewesen, soviel konnte sie Albert erkl舐en.  Als die Musik wieder begann, zog Monique  mich auf die Tanzfl臘he. Auch meine Freunde werden von französischen Frauen aufgefordert. Nur Franz Josef tanzt nicht und blieb bei den Bierkrügen stehen. Später sagt er mir, dass er Wache halten müsse. Wenn die Tänzer zurück kämen, seien die Bierkrüge leer getrunken. Dieses Risiko  sei untragbar und die Gläser müssen verteidigt werden. Ich tanze mit Monique “Tanz mit mir schönes Kind und dreh dich im Kreise. Morgen schon müssen wir fahren.“ Wen wundert es, dass ich die ganze Nacht mit Monique tanzte. Einige meiner Freunde waren schon gegangen. Sie dachten wohl an Morgen und an die lange Fahrt nach Deutschland. Nur Willi war noch da, und ihm gefiel die Situation wohl, er tanzte mit wechselnden Partnerinnen. Inzwischen  hatte ich Moniques 11j臧rigen Sohn Louis kennen gelernt. Er unterhielt sich mit ein paar gleichaltrigen Jungen. Monique sagte immer wieder ・Bateau・ und zeigte auf ihren Sohn. Ich verstand, dass Louis gerne mal auf unser Boot mhte. Die Veranstaltung ging zu Ende. Ich beriet mich mit Willi. Na klar, kne er aufs Boot. Unsere Kameraden schliefen. Das mache ja nichts. Also gingen wir zum Steg und zum Boot. Lautes Schnarchen empfing uns. Louis durfte das Steuer halten und auf den Bugkorb klettern. Ich setzte ihm Ludwigs Elbsegler-M・ze auf den Kopf. Er freute sich und hatte viel Spa゚, - seine Mutter auch. Ich machte klar, dass ich in dieser Situation keinen Kaffee kochen kne.  Monique deutete an, sie kne Kaffee kochen - in ihrer Wohnung. Louis wollte gerne Willis Auto sehen. Willi war mit einem Commodore da. Der wollte unbedingt einmal mit dem Commodore fahren. Also sollte ich mit Monique fahren und Willi mit Luis hinterher. Wir fuhren los, Monique fuhr einen uralten kleinen Peugeot. Ich glaube, dass er ・ erhaupt noch fuhr, hatte er den beiden Engeln zu verdanken, die auf beide T・en gemalt waren. Willi fuhr mit dem kleinen  Louis im Commodore hinter her.  Von der wilden Landschaft sah ich trotz der klaren Sterne nicht viel. Es war zu d舂 merig um etwas zu erkennen. Es waren auch keine Stra゚en, sondern eher Wege, die wir in der n臘htlichen Fahrt passierten. Immer wieder standen  plzlich bizarr geformte Felsen vor uns, um die der Weg herum f・rte. Ich ahnte durch welche wild romantische Landschaft wir fuhren, mit verborgenen Orten, die geheimnisvolle R舩sel  aus der Zeit der Druiden verbargen. In denen der Seher und mystische F・rer Merlin gewirkt hatte. Aber meine ganz in wei゚ gekleidete Fahrerin lie゚ sich nicht beirren und steuerte sicher ihrem Ziel entgegen. Nur, dass Willi mit seinem Commodore nicht direkt hinter uns war, machte sie unruhig. Sie schaute sich immer wieder um. Plzlich waren wir da.  Ich glaubte es nicht, dass hier jemand wohnen konnte. Was ich da sah, waren nur noch Ruinen von einem ehemals hier gestandenen Steinhaus. Gebaut aus jenem rosa schimmernden Granit, der dieser Gegend den Namen gab. Nur das Dach oder was noch davon übrig war, war mit Stroh gedeckt. Die ehemaligen Nebengebäude waren nur noch ein Haufen aus Granitbruch. Wir hielten hier und Monique machte mir ein Zeichen ihr zu folgen. Sie ging durch ein Tür ähnliches Loch.  Die durch Wind und Wetter beschädigte Holztür hing lose in ihrer Verankerung - und ich folgte ihr zögerlich. Sie zündete einige Kerzen an und führte mich in den offenbar einzigen Raum der Ruine. Die Luft roch nach Staub und verrottetem Heu. Der Raum war möbliert mit einem wohl über zehn bis zwölf Meter langen Tisch, umringt von einigen wackeligen Stühlen. An der Wand stand ein großes Doppelbett, über dem Bett hing ein Gewehr. Mir drängte sich die Assoziation  „Schmugglerversteck“ auf. Ein paar einfache Schränke und ein Herd ergänzten die Möblierung. Der Fußboden war undefinierbar, ich dachte an Lehm oder so etwas. Ich wollte sie umarmen, doch plzlich kannte sie einen deutschen Satz:・Ich bin eine anst舅dige Frau!・ Monique wehrte mich ab und ging voller Nervosit舩 nach drau゚en. Sie hatte Angst, weil Willi mit ihrem Sohn noch nicht da war. Aufgeregt lief sie vor dem Haus hin und her. Wo blieb Willi mit ihrem Sohn? Ich konnte es mir auch nicht erkl舐 en. Die einzige Erkl舐ung war: Sie haben sich verfahren.  Ich konnte mir ganz gut die Angst der Mutter vorstellen. Es wurde von Minute zu Minute schlimmer und sie lief ein St・k des Weges in die Richtung aus der sie kommen m・sten. Ich konnte sie nicht beruhigen, denn sie verstand mich ja nicht. Mehrmals wollte sie sich in ihr Auto setzen und die Strecke abfahren. Aber nach langen zwanzig Minuten tauchte dann der Commodore mit dem verlorenen Sohn auf. Willi war sich keiner Schuld bewusst.  Louis h舩te ihm unbedingt auf einer Wiese ein totes Pferd zeigen wollen und dann h舩ten sie noch einen Platten gehabt. Er war wohl auf einen spitzen Felsen gefahren und das h舩te der Reifen nicht ausgehalten. Aber das wichtigste:  Louis war wieder da. Monique war glücklich und kochte Kaffee. In dem alten Herd war wohl noch Feuer und sie hatte mit geschickten Händen schnell ein prasselndes Feuer entfacht. Willi und ich unterhielten uns über die Ruine und wie hier jemand wohnen konnte. Aber eigentlich wollten wir wieder weg. Unsere Kameraden machten sich sicher Sorgen. Wir lie゚en uns noch die Adresse aufschreiben und verabschiedeten uns von der belle nuit.・ Der Morgen dämmerte schon. Wir fuhren los. Aber wir wussten nicht, wohin. Die Wege kreuzten sich. Plötzlich standen wir am Abgrund, vor uns das rauschende Meer. Immer wieder versperrte uns eine Felsengruppe die Weiterfahrt. Ich weiß nicht, wie lange wir in der Landschaft umher irrten, bis wir durch Zufall eine Straße fanden, die uns letztlich wieder nach Paimpol brachte. Beim Boot angekommen, war es sicher schon acht Uhr. Friedlich lag die Windflower in der Morgensonne. Niemand war zu sehen. Unter Deck nur gepackte Taschen. Vielleicht waren unsere Freunde im Waschraum der Anlage? Kaum waren wir unter Deck, da klopfte es. Ein Beamter des französischen Zolls, in Uniform. Willi wusste sofort, wie man so etwas anfasste. Er bat ihn an Bord  und er nahm Platz im Salon. Sofort hatte Willi eine Flasche Weinbrand auf dem Tisch und ich suchte nach Gläsern. Nachdem wir ein Glas zusammen getrunken hatten, schenkte Willi gleich nach und das wurde wohlwollend angenommen. Der Beamte muss gestern Abend auch auf der Fete gewesen sein und hatte uns wieder erkannt. Irgendwie bekamen wir heraus, dass er die Bootspapiere und unsere Ausweise sehen wollte. Kein Problem, die Bootspapiere waren an ihrem Platz und unsere Ausweise waren auch rasch gefunden. Nach einem weiteren Weinbrand studierte der Beamte die Papiere und gab sie zurück. Alles war OK. Gerne nahm er noch ein Glas mit auf den Weg. Wir verabschiedeten uns fast als Freunde.   Ja, unsere Freunde waren bei der sanitären Anlage und hatten beobachtet, wie ein Mann in Uniform die Windflower betrat. Sofort folgerten sie messerscharf: “Das ist die Polizei. Jürgen und Willi werden verhaftet. Was haben sie heute Nacht wohl angestellt? Last uns bloß hier warten, sonst werden wir auch noch verhaftet.“ Als sie den „Polizisten“ das Boot verlassen sahen, kamen sie langsam näher und trauten sich an Bord. Sie sagten: „Ja, sie wären froh, dass wir nicht verhaftet worden wären.“ So richtig glaubten wir ihnen aber nicht. Sie sahen aber unsere müden unrasierten Gesichter, denen auch der letzte Weinbrand noch seinen Stempel aufgedrückt hatte und es kam doch so etwas wie  Mitleid in ihnen auf. Nur dann gab es doch noch einen größeren Tumult, als Ludwig seinen Elbsegler nicht finden konnte. Kleinlaut erzählte ich, dass der wahrscheinlich bei Monique geblieben war und ich ihn wieder besorgen w ・de. Diese M・ze sei ihm unheimlich wichtig, weil viele Erinnerungen damit verbunden waren und ・erhaupt, was fremde Leute nachts auf dem Boot verloren  h舩ten. Die drei verabschiedeten sich nicht in bester Stimmung von uns. Willi und ich mussten uns dringend ausruhen und fuhren deshalb einen Tag sp舩er die lange Strecke nach Deutschland zur・k. Monique bekam vier Wochen später eine Postkarte geschickt, vielleicht später noch eine. Als aber die Pläne für die neue Segelsaison am Anfang des Jahres gemacht wurde, kam Monique noch einmal in meinen Überlegungen vor. Da war immer noch das leidige Thema von Ludwigs  geheiligter Mütze, dem „Elbsegler“. Was noch unerledigt in den Dateien  meines Kopfes abgelegt war. Die Windflower hatte in Paimpol überwintert. Von hier konnte also die neue Saison beginnen  und dann doch sicherlich auch dieses Thema Mütze  erledigt werden. Die neuen Segelpläne sahen vor, dass ich den ersten Törn mit Ludwig und seiner Frau Ulli als Gäste,  mit meiner Frau Margreth und  meinem 12 jährigen Sohn Uwe  plante. Also dachte ich mir, Monique zu schreiben, und sie zu bitten, die Mütze nach unserer Ankunft zum Boot zu bringen. Ich bat eine Bekannte, diesen Brief in Französisch zu schreiben, und schickte ihn ab. Wir kamen abends gegen 18 Uhr in Paimpol am Boot an. Eine Frau in einem weißen Kleid ging auf dem Steg hin und her. Sie kam auf uns zu und rief: „ Ludwig, Jürgen!“ Entsetzen in Ullis Augen. “Wieso kennt diese Frau meinen Mann? Was ist hier im letzten Jahr geschehen?“ Meine Frau  war indessen schon vorher von mir über den Hintergrund aufgeklärt. Monique war freudig und begrüßte uns alle sehr herzlich.  Ludwigs Mütze war wieder da. Sie hatte sie mitgebracht. Was jetzt? Monique hatte sich offenbar von der Begegnung  viel  erwartet. Wir machten ihr klar, dass wir erst mal das Gepäck ins Boot laden müssten und dann von der langen Fahrt total müde sind. Offenbar möchte sie uns zu sich zum Kaffee einladen. Es gelang, ihr klar zu machen, sie solle am nächsten Morgen wieder kommen. Die Diskussionen, die wir an diesem Abend noch mit unseren Frauen führten, war kein guter Auftakt für den Urlaub. Ludwig und ich waren geneigt, die morgige Einladung anzunehmen, Margreth ging auf unsere Wünsche ein. Ulli sagte „keinesfalls!!“ Monique kam um 10 Uhr. Wir luden sie zum Frühstück ein, welches gerade im Salon angerichtet war. Die Gespräche während des Frühstücks waren mehr als krampfhaft, das heißt: Zeichensprache. Dann wollte sie uns zu ihrer Behausung bringen. Sie wollte mit ihrem Auto fahren. Aber wir passten nicht alle hinein. Also zwei Fahrten. MeineFamilie, Margret, Uwe und ich zuerst. Schon waren wir unterwegs durch eine abenteuerliche Landschaft. Jetzt konnte ich erst richtig sehen, wo Willi und ich im Jahr zuvor die Irrfahrt erlebt hatten  Margreth und Uwe waren vorgewarnt und erschraken nicht zu sehr ・er die Ruinen und das sehenswerte Innere. Wir nahmen Platz an dem langen Tisch und bekamen einen Stapel Fotoalben. Moniques Sohn  Louis leistete uns Gesellschaft. Er konnte sich Gott sei Dank mit Uwe etwas in Englisch unterhalten. Schon war Monique wieder weg. Kurze Zeit sp舩er kam sie mit Ulli und Ludwig zur・k. Beide hatten diese Behausung ja noch nicht gesehen und waren entsprechend erstaunt. Monique fachte das Herdfeuer an und kochte Wasser f・ den Kaffee. Wir sahen weiter Fotoalben an. Dann wollte sie wissen, wohin wir segeln wollten. Unser Ziel war Treguier. Das war nur ein paar Segelstunden entfernt. Monique r・kte damit heraus, dass sie mhte, dass wir ihren Sohn Louis  mitnehmen und wollte ihn dann in wieder in Treguier abholen. Louis  w・ schte sich so sehr, einmal mit zu fahren. Ich wollte ihm diesen Gefallen tun, doch unsere Frauen waren strikt dagegen. Sie sprachen von der Verantwortung - und sowieso. Es fiel mir sehr schwer, eine Absage zu erteilen. Doch ich lief Gefahr, dass durch diese Verstimmung der ganze Urlaub verderben w・de. Ludwig und Ulli wollten sofort zur・k gebracht werden.  Wir blieben in der malerischen Wohnung zur・k. Als Monique zurück kam, machte sie einen neuen Versuch, uns Louis  mit zu geben. Ich musste es absagen. Darüber war  Louis sehr traurig und seine Mutter auch. Sie brachte uns zurück, und an ihrem Fahrstil war leicht zu erkennen, dass sie wütend war. Die Verabschiedung  in Paimpol fiel auch entsprechend  kurz aus, aber ich ärgere mich heute noch, dass ich mich nicht durchsetzte um Louis auf dem ersten kurzen Törn  mitzunehmen. Jürgen Boos
· Monique aus der Bretagne An Bord unserer Segelyacht Windflower, hatten wir immer ein sogenanntes Kritzel Kratzel Buch. Eine Kladde, die mit einer Seekarte eingebunden war. Anke, meine Tochter, hatte sie eingeführt,  als sie so 10 Jahre war. Jeder der Lust hatte sollte dort etwas hinein schreiben oder malen. Ich fand das Buch neulich im Bücherschrank, als ich etwas ganz anderes suchte. Beim durchblättern fiel mir manche Episode aus der aktiven Segelzeit  wieder ein. Die obige Eintragung von Monique, brachte mich auf die Idee, einmal aufzuschreiben, wie es zu dieser Eintragung gekommen ist. Paimpol In   geschützter   Lage,   am   nördlichen   Ende   der   Bucht   von   St.   Brieu   gelegen,   ist   Paimpol eine   vitale   Hafenstadt.   Es   gibt   keine   schönen   Strände.   Die   alte   Hafenstadt   hat   in   der Vergangenheit    Korsaren    und    Fischer    beheimatet.    Ihr    authentischer    Charme    liegt      über   der   Altstadt.   Von   hier   waren   um   die   Jahrhundertwende   die   Schiffe   nach   Island gesegelt um den Kabeljau zu fangen. In   diesem   Jahr   lag   die   Windflower,   unsere   Segelyacht,   für   ein   paar   Wochen   hier.     Ausgangs-    und    Zielpunkt    von    Segeltörns    an    der    Côte    de    Granit    rosé    und    den Gewässern der nördlichen Bretagne. Wir   wollten   das   Abenteuer,   was   man   in   diesem   Teil   Europas   noch   finden   kann.   Um Abenteuer   erleben   zu   können,   gehört   persönlicher   Mut   dazu,   viel   Neugierde   und   das Quäntchen Glück um alles gefahrlos zu überstehen.   An   der   K・te      der   ndlichen   und   westlichen   Bretagne   ist   die   Verbindung   zwischen   Land und   Meer   sehr   innig.   Rund   um   die   felsigen   Kaps   von   Pointe   de   Saint-Mathieu,   Pointe   du Raz   oder   Pointe   de   Penmarch   ist   die   K・te   wild   und   rau.   Es   gibt   gef臧rliche   Klippen,   st・ mische   Wellen,   starke   Strungen   und   einen   auffallend   gro゚en   Tidenhub.   Wer   hier segelt,   bekommt   eine   Vorstellung   von   den   Urgewalten,   wenn   sich   die   Gezeitenstre zwischen   den   Felsen   und   Riffen   austoben.   Sogar   bei   ruhigem   Wetter   und   m葹igen Winden   z臧len   diese   ber・htigten   Landvorspr・ge   zu   den   "really   bad   places".   Segeltns sind   in   diesem   Revier   ein   echtes   Erlebnis   und   an   Intensit舩   schwer   zu   ・erbieten.   Die Navigation    an    der    Nordk・te    der    Bretagne    erfordert    eine    gute    Planung    und    viel Aufmerksamkeit. Es   war   ein   traumhafter   Tn,   den   wir   mit   f・f   Kameraden   in   einer   wunderschen, aufregenden   Gegend,   mit   vielen   Mlichkeiten   erlebten.   Doch   leider   endete   er   heute. Wir hatten ein paar atemberaubende Segeltage gehabt. Letztlich waren wir bis zur 3 Kanalinsel  Jersey gesegelt. Morgen   wollten   wir   mit   zwei   Autos   die   Heimreise   antreten.   Der   blaue   Himmel   und   die milde   Luft   machten   es   uns   keineswegs   leicht,   Abschied   zu   nehmen.      Aber   heute   Abend wollten   wir   noch   feiern.   Albert   wollte   an   Bord   kochen.   Dazu   gingen   wir   zuerst   mal einkaufen.   Fisch   und   Meeresfrüchte   sind   in   der   Bretagne   stets   frisch   und   delikat   zu haben.   Albert   kaufte   als   Hauptgericht   Limandesfisch   und   erklärte   uns,   Limandes      ist ein   Plattfisch,   der   auch   den   Namen   Rotzunge   trägt.   Er   gilt   in   Kenner-   kreisen   als   sehr hochwertiger   Fisch.   Was   er   noch   alles   kaufte,      ist   kaum   zu   beschreiben,   ließ   aber   die allergrößte Hoffnung auf einen ganz besonderen Genuss steigen. Mit   reichlich   Wein   warteten   wir   im   Cockpit   auf   den   Beginn   der   Gaumenfreuden, während Albert unter Deck, assistiert von Ludwig,  literweise Schweiß verlor. Albert   wurde   unseren   Erwartungen   mehr   als   gerecht.   Was   der   K・henchef   in   dem Feinschmeckerlokal    Цindflower・f・    ein    exklusives    Gericht    gezaubert    hatte,    war unglaublich.   Ausgew臧lten      frischen   Fisch,   passende   Gew・ze,   Gem・e   und   dazu   die   nige Raffinesse   f・   eine   schmackhafte   So゚e,   frische   Salate   und   Kr舫ter   erg舅zten   das   Men・・ la Bretagne.   Natürlich sparten wir nicht am Wein. W eil   es   so   hervorragend   mundete und   um   den   Koch   zu   ehren,   a゚en   wir   alles   auf.   Wir   hatten   uns   alle   -   gelinde   gesagt   -   erfressen. Vlegef・l war noch nachsichtig beschrieben. Da     wurde     der     Vorschlag,     einen     kleinen     Spaziergang     zu     machen,     willkommen angenommen.   Also   gingen   wir   los   in   Richtung   Ort.   Wir   hörten   schon   länger   aus   der Ferne   Blasmusik.   Als   wir   der   Musik   näher   kamen,   stellte   sich   heraus,   dass   es   deutsche Lieder waren. Von der Art „Oans, zwoa, g'suffa............“ 4 Sehr verwunderlich! Die   Musik   kam   aus   dem   Dorfsaal.   Flaggen   einer   Brauerei   aus   dem   Elsass   vor   der   Tür. Eine Fete, organisiert von der Brauerei................ Wir   waren   neugierig   und   gingen   hinein.   Eine   Blaskapelle   auf   der   Bühne,   ein   Tanzsaal und einige Theken. Alle sangen kräftig mit: „In München steht ein Hofbräuhaus“ Sehr   zögerlich   gingen   wir   weiter   hinein,   bis   an   eine   Theke.   Keiner   traute   sich   ein   Bier zu bestellen. Wir waren einfach noch von unserem Abendmenü satt. Ich   weiß   nicht,   wie   es   kam,   aber   irgendwie   wurden   wir   als   Deutsche   erkannt.   Der Bürgermeister   begrüßte   uns   und   sprach   mit   Albert,   dem   einzigen   von   uns,   der   etwas französisch   sprach.   Wir   wurden   auf   die   Bühne   gebeten   und   als   Deutsche   zu   dem deutschen   Bierabend   begrüßt.   Dann   geschah   etwas   Entsetzliches:   Jeder   bekam   ein Maß Bier in die Hand gedrückt. Albert   erklärte   uns,   was   man   von   uns   erwartete:   Wir   sollten   das   Bier   in   ex   austrinken! Ich   wusste,   das   können   wir   in   unserem   voll   gefressenen   Zustand   niemals   schaffen. Albert sagte:“ Ehrensache, keiner kneift!“ Dann rief der ganze Saal: „Un peu!“ Wir   tranken   um   die   Ehre.   Nicht   schlapp   machen,   durchhalten!   Das   Bier   kam   schon   aus den   Ohren   wieder   heraus.   Alle   haben   unsere   Ehre   verteidigt,   keiner   hat   schlapp gemacht,   ich   hatte   auch   nichts   anderes   erwartet.   Obwohl   ich   ein   paar   mal   das   Gefühl hatte,   ich   platze.   Irgendwann   hatten   wir   es   geschafft,   und   der   ganze   Saal   spendete uns Beifall.   Dann   kamen   einige   Männer   und   brachten   ihre   Frauen   zum   Tanzen.   Los   Kameraden, tanzt, tanzt um die Ehre! Ich    bekam    eine    Tanzpartnerin    in    einem    ganz    wei゚en    Kleid.    Sie    war    schlank    und sportlich.   Wenn   sie   tanzte,   war   sie   elastisch   wie   ein   Schilfrohr.   Wie   eine   Feder schwebt   sie,   dreht   sich   schnell   wie   ein   Kreisel   und   hat   dabei   die   Spannkraft   eines Bogens.   Nichts   war   aufgesetzt,   alles   an   ihr      echt,   strahlte   Lebensfreude   aus.   Wie eine   Feder   im   Wind:   ich   sollte   die   Aufgabe   des   Windes   ・ernehmen.   Wir   umrundeten   in gro゚en   Kreisen   den   Tanzsaal,   bis   die   Musik   eine   Pause   machte.   Sie   sprach   kein   Wort deutsch   und   ich   nicht   franzisch.   Ich   wusste   aber   schon,   dass   sie   Monique   hie゚. Meinen Namen J・gen kannte sie auch bald und Ludwig, den Namen meines Freundes. Ich   schaute   mich   um,   meine   Freunde   hatten   an   der   Theke   einen   Br・kenkopf   gebildet. Monique   ging   mit   mir.   Albert   versucht   ein   paar   Fragen   zu   kl舐en.   Ich   erfuhr,      Monique war   Witwe   und   hatte   einen   kleinen   Sohn,   der   hier   auch   irgendwo   herum   lief.   Monique痴     wei゚es   Kleid   war   einst      ihr   Brautkleid   gewesen,   soviel   konnte   sie   Albert   erkl舐en.      Als die Musik wieder begann, zog Monique  mich auf die Tanzfl臘he. Auch meine Freunde 5 werden   von   französischen   Frauen   aufgefordert.   Nur   Franz   Josef   tanzt   nicht   und blieb   bei   den   Bierkrügen   stehen.   Später   sagt   er   mir,   dass   er   Wache   halten   müsse. Wenn   die   Tänzer   zurück   kämen,   seien   die   Bierkrüge   leer   getrunken.   Dieses   Risiko      sei untragbar und die Gläser müssen verteidigt werden. Ich   tanze   mit   Monique   “Tanz   mit   mir   schönes   Kind   und   dreh   dich   im   Kreise.   Morgen schon müssen wir fahren.“ Wen   wundert   es,   dass   ich   die   ganze   Nacht   mit   Monique   tanzte.   Einige   meiner   Freunde waren   schon   gegangen.   Sie   dachten   wohl   an   Morgen   und   an   die   lange   Fahrt   nach Deutschland.   Nur   Willi   war   noch   da,   und   ihm   gefiel   die   Situation   wohl,   er   tanzte   mit wechselnden    Partnerinnen.    Inzwischen        hatte    ich    Moniques    11j臧rigen    Sohn    Louis kennen   gelernt.   Er   unterhielt   sich   mit   ein   paar   gleichaltrigen   Jungen.   Monique   sagte immer   wieder   ・Bateau・   und   zeigte   auf   ihren   Sohn.   Ich   verstand,   dass   Louis   gerne   mal auf unser Boot mhte. Die   Veranstaltung   ging   zu   Ende.   Ich   beriet   mich   mit   Willi.   Na   klar,   kne   er   aufs   Boot. Unsere   Kameraden   schliefen.   Das   mache   ja   nichts.   Also   gingen   wir   zum   Steg   und   zum Boot.   Lautes   Schnarchen   empfing   uns.   Louis   durfte   das   Steuer   halten   und   auf   den Bugkorb   klettern.   Ich   setzte   ihm   Ludwigs   Elbsegler-M・ze   auf   den   Kopf.   Er   freute sich   und   hatte   viel   Spa゚,   -   seine   Mutter   auch.   Ich   machte   klar,   dass   ich   in   dieser Situation   keinen   Kaffee   kochen   kne.      Monique   deutete   an,   sie   kne   Kaffee   kochen   - in    ihrer    Wohnung.    Louis    wollte    gerne    Willis    Auto    sehen.    Willi    war    mit    einem Commodore   da.   Der   wollte   unbedingt   einmal   mit   dem   Commodore   fahren.   Also   sollte ich mit Monique fahren und Willi mit Luis hinterher. Wir   fuhren   los,   Monique   fuhr   einen   uralten   kleinen   Peugeot.   Ich   glaube,   dass   er   erhaupt   noch   fuhr,   hatte   er   den   beiden   Engeln   zu   verdanken,   die   auf   beide   T・en gemalt waren. Willi fuhr mit dem kleinen  Louis im Commodore hinter her.   V on   der   wilden   Landschaft   sah   ich   trotz   der   klaren   Sterne   nicht   viel.   Es   war   zu   d舂 merig um etwas zu erkennen. Es waren auch keine Stra゚en, sondern eher Wege, 6 die   wir   in   der   n臘htlichen   Fahrt   passierten.   Immer   wieder   standen      plzlich   bizarr geformte   Felsen   vor   uns,   um   die   der   Weg   herum   f・rte.   Ich   ahnte   durch   welche   wild romantische   Landschaft   wir   fuhren,   mit   verborgenen   Orten,   die   geheimnisvolle   R舩sel     aus   der   Zeit   der   Druiden   verbargen.   In   denen   der   Seher   und   mystische   F・rer   Merlin gewirkt   hatte.   Aber   meine   ganz   in   wei゚   gekleidete   Fahrerin   lie゚   sich   nicht   beirren   und steuerte   sicher   ihrem   Ziel   entgegen.   Nur,   dass   Willi   mit   seinem   Commodore   nicht direkt   hinter   uns   war,   machte   sie   unruhig.   Sie   schaute   sich   immer   wieder   um.   Plzlich waren wir da.  Ich   glaubte   es   nicht,   dass   hier   jemand   wohnen   konnte.   Was   ich   da   sah,   waren   nur   noch Ruinen    von    einem    ehemals    hier    gestandenen    Steinhaus.    Gebaut    aus    jenem    rosa schimmernden   Granit,   der   dieser   Gegend   den   Namen   gab.   Nur   das   Dach   oder   was   noch davon   übrig   war,   war   mit   Stroh   gedeckt.   Die   ehemaligen   Nebengebäude   waren   nur
Monique aus der Bretagne
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